Bequem parken können die Karbener am Bahnhof Groß-Karben. Oft jedoch sind alle Stellplätze belegt. Ob sie den Parkplatz erweitern soll, da ist sich die Stadt nicht sicher. Sie könnte sich selbst schaden.
Karben. Nachdem die Stadt zuletzt den Park+Ride-Parkplatz am Bahnhof Groß-Karben erweitern wollte, stellt sie das Vorhaben nun wieder in Frage. Das wird aus der Antwort von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage von Kai-Uwe Engel (SPD) hin klar. Demnach werde ohnehin noch einige Zeit ins Land gehen müssen, bevor die Stadt überhaupt bauen könnte. Allein die Anmeldung fürs Förderprogramm des Landes müsse mit mindestens sieben Monaten Vorlauf erfolgen. Sei die bis 1. Juni in Wiesbaden eingegangen, könne die Stadt im Folgejahr einen Förderantrag stellen. Gibt es ein Okay, könnte danach genehmigt und gebaut werden.
CDU, FW und FDP hatten im Parlament bereits für dieses Jahr 200 000 Euro bereitgestellt. 50 weitere Stellplätze könnten dafür gebaut werden. Vorgesehen ist dafür der Grünstreifen zwischen dem jetzigen Parkplatz und jenem des Selzerbrunnencenters – also am südlichen der beiden Parkplätze für „Parken und Reisen“ – so die offizielle Formulierung hinter der Abkürzung P+R.
Den aufgrund der Förderkriterien des Landes nötigen Anmeldezeitpunkt fürs Jahr 2015 habe man verpasst, räumt Rahn ein. Das habe unter anderem daran gelegen, dass ein externes Büro zunächst den Bedarf habe ermitteln müssen.
83 % aus der Stadt
Das ist eine weitere Vorgabe, damit das Projekt überhaupt förderfähig werden kann. Zählungen, Befragungen und eine Kennzeichenerfassung seien nötig gewesen, erklärt der Bürgermeister. „Diese Arbeiten waren bis zum 1. Juni nicht machbar.“ Auf den Zuschuss will die Stadt nicht verzichten: Das Land nämlich übernimmt drei Viertel der Kosten, womit bloß 50 000 Euro an der Stadt hängen blieben.
Allerdings hat die Bedarfsuntersuchung laut Rahn noch etwas gezeigt: Es habe „aufgrund der Fahrplanumstellung im Dezember 2013 eine erhebliche Überbelegung des P+R-Platzes“ gegeben, „da einige Fahrgäste doch auf den eigenen Pkw umstiegen“.
Kein Wunder, hatte der verkorkste Fahrplanwechsel bei den Stadtbussen doch zu sehr langen Wartezeiten beim Umsteigen von und zur S-Bahn sowie zu viel Unmut der Fahrgäste geführt. Deshalb überarbeitete die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) die Fahrpläne erneut und teilte sogar die alte Linie 26 in zwei Äste nach Klein-Karben /Rendel sowie Petterweil auf. Seit Ende April fahren die Busse nun zuverlässig und mit kurzen Umsteigezeiten für Kunden.
Das ist auch auf dem P+R-Parkplatz spürbar: „Nach erneuter Umstellung des Fahrplans im April entspannte sich die Situation“, sagt Guido Rahn. Allerdings habe sich die Hoffnung auf noch mehr Entlastung nicht erfüllt: „Der Parkplatz ist weiter gut gefüllt.“ 99 Prozent Auslastung attestiert das Fachbüro – merkt jedoch an, dass 83 Prozent der Nutzer aus Karben stammen. „Sie könnten auch gut mit dem Linienbus zum Bahnhof fahren“, erklärt Rahn.
In ihren Busverkehr steckt die Stadt bereits jedes Jahr 220 000 Euro, damit die Einwohner von früh bis spät vom S-Bahnhof aus auch ohne eigenes Auto bequem in alle Stadtteile nach Hause kommen oder von zu Hause aus zur Bahn. „Und das für die Fahrgäste kostenneutral“, erinnert Ekkehart Böing, im Rathaus für den Nahverkehr zuständig.
Bahnhof aufpeppen
Denn die Fahrt ab dem Bahnhof nach Frankfurt ist genau so teuer wie der Kauf der Fahrkarte bereits im Bus – und umgekehrt.
Deshalb mahnt der Fachmann auch zu Vorsicht: Mit dem Ausbau des P+R-Parkplatzes „schwächen wir den Busverkehr“. Weshalb auch Guido Rahn die Parlamentarier erinnert: „Es besteht natürlich eine Wechselwirkung zwischen P+R-Nutzung und Busnutzung.“
Deshalb wolle die Stadt nochmals überprüfen, wie stark die beiden Parkplätze nördlich und südlich des Bahnhofs wirklich frequentiert sind. Denn: „Wir könnten das Geld am Bahnhof auch gut in andere Projekte stecken“, findet der Bürgermeister. Denn das Erscheinungsbild müsse dringend besser werden. „Das ist doch auch unsere Visitenkarte für Besucher.“ (den)