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Die vier unvergesslichen Pilzköpfe – Von Roy Black bis zu den Rolling Stones: So musikalisch waren die 60er Jahre • Das Publikum wippte begeistert mit

Bad Vilbel. „Mama“ – wer wird sie je vergessen, diese langgezogene Liebeserklärung von Heintje, die in den sechziger Jahren den Müttern die Tränen in die Augen trieb. Oder „Junge komm bald wieder“ mit Freddy Quinn als raubeinigem Seemann: harte Schale, weicher Kern. Eine Zeitreise mit Augenzwinkern bot das Ensemble der Burgfestspiele bei seiner Schlager-Revue „Minirock und Hitparade“.

Wiederbegegnung mit Ohrwürmern und anderen Gassenhauern, geboren aus den Träumen und Sehnsüchten der sechziger Jahre, konnten die Zuhörer bei den Burgfestspielen erleben.

Die Schlagerrevue „Minirock und Hitparade“ erlebte eine Premiere, die das Publikum zu stürmischen Beifallskundgebungen einschließlich Schunkeln und Mitsingen trieb. Und das Beste daran: Man konnte sich mit ungebrochenem Vergnügen diesem Remake an Schlagern und Popsongs der sechziger Jahre hingeben, denn ein Augenzwinkern war immer dabei.

Eine locker gestrickte Rahmenhandlung mit Campingplatz, Sommerfest und einem über die Bühne schlappenden Matthias Pagani, der stilecht im Trainingsanzug die Ansagen machte, reichte aus, um Distanz zum Damals zu schaffen. Den Rest besorgte eine überaus pfiffige Choreographie und ein stimmlich hervorragend ausgestattetes Ensemble, das mühelos einen Roy Black hervorbrachte, die vier langhaarigen Jungs aus Liverpool oder Sissy Staudinger als Stones-Lady im Doppelbett.

Wer das Musical „Cabaret“ schon gesehen hat, wird so manchen Mitwirkenden wiedererkannt haben, denn alle Darsteller der Schlagerrevue singen auch dort. Auch die konzertante Leitung liegt in einer Hand: Thomas Lorey dirigiert das Orchester in „Cabaret“ und sitzt am Keyboard bei „Minirock und Hitparade“.

Eine fünfköpfige Musikergruppe mit Saxophon und Klarinette, Flöte, E-Gitarre und Percussion begleitet die Sänger auf ihren Reise durch die sechziger Jahre und sorgt für musikalische Dichte und Originalität.

Sternstunden des Abends gab es viele, etwa Britta Balzer als Kinderwagen schiebende Mama mit „Schuld war nur der Bossa Nova“, während gerade eben noch die Partie „Ganz in Weiß“ gegeben wurde.

Umwerfend war auch Mathias Pagani als italienischer Charmeur, dem ein bayerisches Mannsbild in Lederhosen unverhofft Kontra gibt und dazu einen Schuhplattler tanzt. Und Sissy Staudinger zieht traurig mit einer Träne am Haken über die Bühne, während ihr Angebeteter die Augen rollt.

Auch die späten sechziger Jahre mit Flower-Power und rockiger Musik werden nicht ausgespart und zu einem tollen „All you need is love“ in Batik-Shirt und Blumenkette findet sich das Ensemble zusammen.

Immer dicht am Original, aber dennoch gegen den Strich gebürstet, hat die Schlagerrevue „Minirock und Hitparade“ das Zeug für einen Publikumserfolg. Damit würde die Revue an den Erfolg von „Lollipop und Strandbikini“ anknüpfen. Gehofft hat das schon die Festspielleitung: In diesem Jahr sind für die Schlager-Revue 15 Vorstellungen vorgesehen, deutlich mehr als im vergangenen Jahr.