Bad Vilbel. Eine Kurbel ist zum Drehen da, das weiß jedes Kind. Aber welche Zahnräder drehen sich mit, wenn sie mit der Kurbel in Schwung versetzt werden? Fasziniert stand Sophia (11) vor der Magnetwand mit einem Dutzend überdimensionaler Zahnräder, kurbelte, schaute, überlegte und setzte die magnetischen Zackenräder um, bis sich auch das letzte drehte. „Jetzt klappt es“, rief sie, kurbelte noch einmal, dass die roten, gelben und grünen Räder richtig in Schwung gerieten und überließ dem nächsten Kind das Feld.
Seit Sonntag ist im Bad Vilbeler Kurhaus das „Mathematikum“ aus Gießen mit einer Wanderausstellung zu Gast. Noch zwei Wochen lang können Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geometrischen Modellen experimentieren, knobeln und staunen.
Exponate wie die „Zahnräder“ gehören zum „Mini-Mathematikum“ für die Altersgruppe der vier- bis achtjährigen Kinder. In der parallelen Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“ können die älteren ausprobieren, wie man eine „Leonardobrücke“ aus Latten baut, Scheiben zum „Turm von Ionah“ versetzt oder im „Spiegelbuch“ ein Achteck legt.
„Da sind auch schwierige Aufgaben für Erwachsene dabei“, meint Ulrich Mössinger, der mit seiner Familie die Ausstellung besucht und gleich mitknobelt.
Mehr als 80 Gruppen aus Kindertagesstätten und Schulen aus Bad Vilbel haben sich schon für die Ausstellung angemeldet. Sie wird vom städtischen Kinder- und Jugendbüro betreut. Nach Bad Vilbel konnte die Ausstellung geholt werden, weil der Lions Club einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro dafür zur Verfügung stellte.
Die Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“ ist aus Seminaren des Gießener Mathematikprofessors Albrecht Beutelspacher entstanden. Die Resonanz nach einigen öffentlichen Ausstellungen war so positiv, dass daraus ein Mitmach-Museum wurde: Das Mathematikum in Gießen.
Ganz neu konzipiert ist das „Mini-Mathematikum“ mit speziellen Angeboten für Kindergartenkinder und Grundschulkinder. Am Knobeltisch, beim Puzzeln, im Spiegelhäuschen oder an der Schattenwand können sie spielerisch die Welt der Zahlen, Formen und der Muster entdecken.
Begeistert von den Möglichkeiten war Grundschullehrerin Claudia Thämlitz. Sie hatte am Eröffnungstag ausprobiert, wie Kugelpyramiden gebaut, Dreiecke gelegt und spiegelbildlich gemalt wird. Für ihre Klasse 1 b hat sie schon einen Termin für die Ausstellung im Kurhaus gebucht. „Wir werden viel Zeit haben, alles auszuprobieren“, sagt sie. Das Anfassen und Experimentieren komme beim Mathematikunterricht leider oft zu kurz.
Keinen Gedanken an Mathematik verschwendete vermutlich Carina (5), als sie quietschvergnügt in das Spiegelhaus kletterte und nur noch staunte, wie viele Carinas ihr von allen Seiten entgegenlachten.
Zum Nachdenken und Experimentieren verlocken dagegen Stationen wie das „Spiegelbuch“. „Ganz schön schwierig“, sagte Jasmin Schang (11) seufzend und ließ nicht locker, bis sie die richtige Form und den richtigen Winkel der vielen verschiedenen Spiegel im Buch gefunden hatte.