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Die Umgehung kommt – Mehr als drei Jahrzehnte hat so mancher Nidderauer auf diesen Moment schon gewartet

Nidderau. Nach über 35 Jahren des Diskutierens, Planens und Umsiedelns von Feldhamstern soll es nun mit dem Bau der Umgehungsstraße für die Ortsteile Heldenbergen und Windecken losgehen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung erfolgte am Dienstagnachmittag im Heldenberger Gewerbegebiet „Lindenbäumchen“ der erste Spatenstich für den Bau der Ortsumgehung Nidderau. Auf das Ereignis hatten die Bürger seit 1956 gewartet, wie Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) aus einer Denkschrift der Windecker Stadtverordnetenversammlung zitierte.

Bürgermeister Schultheiß (SPD) hatte seine Bürger extra mittels einer Postwurfsendung zu dem offiziellen Spatenstich ins Gewerbegebiet eingeladen. Nach einer so langen Wartezeit sollte das Ereignis nun auch gefeiert werden.

Die offizielle Planung reicht bis zum Dezember 1977 zurück als das Linienbestimmungsverfahren für eine weiträumige Umfahrung von Bruchköbel und Nidderau beschlossen wurde. „Mit dem ersten Spatenstich wird nach über drei Jahrzehnten Planungszeit das ersehnte Zeichen gesetzt, die Stadtteile Heldenbergen und Windecken vom Durchgangsverkehr zu entlasten“, sagte Schultheiß. Er konnte zum historischen Ereignis zahlreiche Politiker aus Land und Bund begrüßen.

Im Jahr 2013 soll der letzte Bauarbeiter die Baustelle verlassen haben und der Straßenverkehr auf der 9,5 Kilometer langen Strecke zahlreiche Landes- und Kreisstraßen, zwei Eisenbahnlinien sowie einen Fluss und mehrere Bäche mit insgesamt zehn Brücken überqueren. Die 7,50 Meter breite und zweispurige Umgehungsstraße verbindet dann die B 521 mit der B 45. Sie wird südlich an Nidderau vorbeigeführt werden. Bis 2015 rechnet man mit täglich 17000 Kraftfahrzeugen. Bisher treffen die Bundesstraßen noch mitten in Heldenbergen aufeinander.

Mehr als drei Jahrzehnte haben sich Politiker aller Couleurs und Bürger um den Bau der Straße gestritten. Dabei zum Teil sogar sehr emotional und erbittert. Und für Feldhamster mussten am Ende sogar Wiesen und Äcker angepachtet werden, um auch der Ökologie und dem Willen der Naturschützer genüge zu leisten.

Nachdem vor vier Jahren alle Hemmnisse aus dem Weg geräumt zu sein schienen, hatte plötzlich der Bundesrechnungshof mit der Auflage, die Straße aufgrund der zu erwartenden Verkehrsströme vierspurig bauen zu sollen, einen Riegel vorgelegt. Da diese eine Verzögerung von mehreren Jahren bedeutet hätte, waren sogar Planer und Behörden schnell für einen Kompromiss zu gewinnen. Die Straße sollte zunächst nach der vorliegenden Planung zweispurig gebaut und in späteren Jahren um zwei Spuren erweitert werden.

Wer nun glaubte, jetzt könne es losgehen, der hatte nicht mit dem Widerstand eines einzelnen Windecker Bauern gerechnet. Der zog nämlich nun vor Gericht und legte gegen die Planung Widerspruch ein. Trotz überaus großzügigem Abfindungsangebot wehrte er sich gegen den Bau der Umgehungsstraße. Sie würde ihm seine Ackerfläche durchtrennen. Es bedurfte vieler Gespräche und einer Aufbesserung seiner Entschädigung, obwohl der Landwirt den Acker gar nicht mehr bewirtschaftete, sondern ihn verpachtet hatte. Erst dann sprang die Ampel für die Straßenbaubehörde endlich auf Grün.

Das war im Frühjahr dieses Jahres. Aus dem Aufstellungsbeschluss wurde Baurecht. Und da auch die fast 40 Millionen Euro, die die Umgehungsstraße nach den bisherigen Planung insgesamt kosten wird, längst im Investitionsbudget des Bundes bereitstanden, musste nur noch ein Termin für den Spatenstich gefunden werden. (jwn/fau)