Bad Vilbel. »Ganz klare Botschaft – die Therme kommt!«, sagte Projektleiter Frank Müller von der Thermengruppe Josef Wund vor dem Haupt- und Finanzausschuss. Das Gremium gab am Donnerstag der vorigen Woche grünes Licht für das 400-Millionen-Projekt. Die Stadt muss davon rund 85 Millionen Euro stemmen. Die Grünen stellten viele Fragen und lehnten am Ende ab.
Für das Frühjahr 2025 erwarten die Investoren die Baugenehmigung für die Mega-Immobilie nördlich von Massenheim. Binnen etwa drei Jahren soll die Badelandschaft gebaut werden – theoretisch könnte sie also 2028 in Betrieb gehen.
Schon zwölf bis 18 Monate vorher soll das integrierte Hallenbad für die Bad Vilbeler fertig werden. Es bekommt laut Müller ein 25-Meter-Becken mit acht Bahnen. Zudem gibt es ein Lehr- und ein Kinderbecken, eine Besuchertribüne und einen Umkleidebereich mit 200 Schränken. Solange nebenan die Therme entsteht, können laut Müller nur Schulkinder und vielleicht auch Vereinssportler das Hallenbad benutzen. Der Projektleiter war laut Homepage der Thermengruppe früher Leiter der städtischen Bäderbetriebe in Frankfurt. Frank Müller stand am Donnerstagabend in der riesigen Sporthalle des Forums Dortelweil, in der rund 70 Besucher, die zwölf Ausschuss-Mitglieder, einige Amtsleiter und fünf Thermen-Vertreter etwas verloren wirkten.
Grundstück
wird verkauft
Zuerst entsteht die Baustraße, berichtete Müller. Die Straßenbehörde Hessen Mobil habe sie schon genehmigt. Sie zweigt am »Ohr« der Abfahrt nach Massenheim ab und erschließt das 135 123 Quadratmeter große Grundstück. Die Ausschussmitglieder diskutierten eine Dreiviertelstunde lang, ob sie die Brache dem Investor überlassen wollen. Das billigten außer den Grünen dann alle Fraktionen. Sie akzeptierten auch die jüngst von Stadtwerke-Chef Klaus Minkel verkündete Erhöhung des städtischen Kostenanteils: Die Stadt müsse nun 35 Millionen für den Bau des Hallenbades und eines der beiden Parkhäuser aufbringen. Und 50 Millionen Euro als »stille Einlage« überweisen. Deren Zinsen sollen das Defizit des Sporthallenbades abdecken.
Vor den Zuschauern stellten die Vertreter der CDU/SPD-Koalition den fünf Thermen-Vertretern keine Fragen. Umso mehr die vier Grünen-Abgeordneten. Wie viel eine vierköpfige Familie für ein Thermen-Tagesticket aufbringen muss, wollte Myriam Gellner wissen. Es sind etwa 200 Euro, antwortete der Projektleiter. Wie viel Wasser pro Gast gebraucht werde. Es sind etwa 200 Liter, so Frank Müller. Man wolle das überschüssige Mineralwasser nutzen, das die Hassia bislang am Dottenfelderhof in armdickem Strahl in die Nidda leitet. Woher kommt die Energie, um die Badelandschaft zu beheizen? Und wie viele Kilowattstunden werden verbraucht? »Da wollen wir uns nicht auf eine Zahl festlegen« sagte der Projektleiter. Man prüfe, ob durch Tiefbohrungen Erdwärme nutzbar wird. Doch zuerst werde die Therme an die Fernwärme angeschlossen. Später, im Foyer, korrigierte der Thermen-Pressesprecher Hermann Orgeldinger: Es braucht eine eigene Heizung. Fernwärme gibt es in Bad Vilbel nicht.
Therme-Group
baut die Immobilie
Es werden nicht nur Tagesgäste kommen, vermutet der grüne Tobias Grabo. Reichen die Hotelbetten aus? »Das wird der Markt allein regeln«, antwortete Bürgermeister Sebastian Wysocki. Und wie kommen ohne Staus täglich etwa 9000 Besucher in die Therme? Es werde gelingen, sagte der spontan aufspringende Stadtwerke-Chef Klaus Minkel. »Sie haben diese Frage nur provoziert«, rief er am Donnerstagabend dem Grünen Jens Matthias entgegen. Nach dem Tod des »Bäderkönigs« Josef Wund war jahrelang unklar geblieben, ob die Bad Vilbeler Therme je gebaut wird. 2023 warb die Wund-Gruppe schließlich auf dem Weihnachtsmarkt für den Bau. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die internationale Therme-Group das Unternehmen vom Erben Jörg Wund gekauft hat. Sie wird die Vilbeler Mega-Immobilie bauen, sagte der Ausschussvorsitzende Andreas Cleve.
Die Grünen blieben bei ihrer Ablehnung. Es sei für die Stadt zu riskant, 85 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. Jens Matthias in einer Pressemitteilung: »Die Stadt trägt damit über 20 Prozent des finanziellen Risikos, hat aber keine Möglichkeiten der Einflussnahme bei der Umsetzung dieses Großprojekts.« Es wirke »in Zeiten der Klimakrise wie aus der Zeit gefallen«. Die CO2-Bilanz, die Verkehrsbelastung, die immense Flächenversiegelung und der große Wasser- und Energieverbrauch sprächen dagegen.
Doch nun arbeiten »unzählige Teams« weiter an der Therme, verkündete Heiko Wollmann, der Chief Technical Officer (CTO) der Gruppe. Momentan werde mit Computern simuliert, wie man Tausende Badegäste bei Feueralarm binnen sechs Minuten aus der Therme in Sicherheit bringt.
Über die Neufassung der Thermenverträge stimmten die Stadtverordneten am Dienstagabend (nach Redaktionsschluss) final ab.
Von Klaus Nissen