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Die Stille des Karsamstag

Pfarrer Dr. Klaus Neumeier
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier

Mit der aufgehenden Sonne des Ostermorgens beginnt ein neuer Tag. Aber es ist der Beginn eines besonderen neuen Tages: Sieben Woche Fastenzeit gehen zu Ende, die Traurigkeit der Passionszeit geht zu Ende. Der Sieg des Lebens – gefeiert mitten im Frühling in der neu erwachenden Natur! – wird gefeiert: Jesus ist auferstanden, der Tod hat seine letzte Macht verloren, Gottes Ja zu dem Menschen und Messias Jesus ist Grund zur Freude. In den orthodoxen Kirchen wird das mit einem ritualisierten Osterlachen begangen. Paulus sagt: Freuet euch und abermals sage ich freuet euch!

Doch die Kartage davor haben einen anderen Charakter. „Kar“, das altdeutsche Wort für Klage und Trauer erinnert an das Leiden und Sterben Jesu – und an die große Traurigkeit und Enttäuschung seiner Anhänger. Mit Jesus war nicht nur ihr Meister getötet worden, sondern mit ihm auch ihre Hoffnungen und ihre Begeisterung für die Sache Jesu. Sie konnten nicht ahnen, wie die Geschichte weiter geht…

Besonders der Karsamstag ist ein Tag der Traurigkeit. Der eigentliche Festsabbat des Passah ist zu einem ganz anderen Tag geworden – und das auch in der Geschichte der Christenheit: Ein Tag ohne festliche Kerzen, oft ohne Orgel und Lieder, ohne allen Blumenschmuck auf dem Altar. Ein Tag des Innehaltens. Ein Tag der Stille – daher auch die Bezeichnung als „Stiller Samstag“. Eine Stille, die vielleicht gerade heute in unserer lauten und hektischen Zeit besonders auffällt.

Das wollen wir in Bad Vilbel zum ersten Mal als christliche Kirchen gemeinsam zum Ausdruck bringen: Keine Glocken, auch kein Stundenläuten. Ob es auffallen wird zwischen Autolärm, Musik aus Kopfhörern und Fernsehern?

Ich wünsche Ihnen gesegnete Festtage – und das in aller Unterschiedlichkeit der Karwoche und der Osterfreude!

Ihr Pfr. Dr. Klaus Neumeier,

Ev. Christuskirchengemeinde

Bad Vilbel