In Gronau wird ab Sommer eine weiterer Flussabschnitt renaturiert: Die Nidder soll auf 1,8 Kilometern Länge etwas ausgeweitet werden sowie Buhnen und neue Ufer-Bereiche erhalten. Finanziert wird dies von der Gerty-Strohm-Stiftung.
Bad Vilbel. Fritz und Frida scheinen schon etwas zu wittern. Das Storchenpaar, das den Winter auf seinem Gronauer Horst verbracht hat, klappert lautstark, als es wenige hundert Meter entfernt um die Verbesserung ihrer Umgebung geht. An der Nidder-Brücke am Gronauer Ortsausgang, direkt neben der Auenlandschaft, stellt Gewässerökologe Gottfried Lehr sein neuestes Projekt vor.
Es geht um 1,8 Flusskilometer, die neu gestaltet werden sollen. Im Spätsommer soll es losgehen, doch weil da keine Rodungen erlaubt sind, wurden nun bereits 40 bis 50 Bäume gefällt, um den Uferbereich freizulegen. Doch die Natur gleiche das rasch aus. Am nahe gelegenen Niddaknie hätten sich rasch Erlen und Weiden ausgebreitet, ohne dass dort nachgepflanzt werden musste, erläutert Lehr.
Das freut auch Ortsvorsteher Karl-Peter Schäfer (CDU). Der Gronauer CDU sei die Renaturierung bereits seit fünf Jahren ein Anliegen, berichtet er. Ursprünglich sollte auch der Scharmühlgraben mit einbezogen werden, doch der liege in einem Naturschutzgebiet und dürfe nicht verändert werden.
Kaum Kiesbänke
Auch die Finanzierung war ein Thema, wobei unklar blieb, wie viele Landesmittel angefordert werden könnten. Das ist jetzt nicht mehr nötig, den die von Hansgeorg Jehner verwaltete Gerty-Strohm-Stiftung übernimmt alle Kosten. Deren Höhe sei gegenwärtig allerdings noch nicht absehbar, teilt Jehner mit.
Aussichtspunkt entsteht
Dafür steht bereits die Planung, auch in enger Abstimmung mit dem Naturschutz, wie Lehr betont. An der Nidder seien keine allzu aufwendigen Veränderungen nötig, erläutert der Gewässer-Ökologe. So bräuchten keine aufwendigen Flussschleifen gestaltet werden.
Allerdings habe auch die Nidder ihre Probleme. Wegen zahlreicher Wehre und der Mühlen gebe es an dem Fluss so gut wie keine Kiesbänke, die etwa für das Laichen von Fischen wichtig sind. Von der Nidderabrücke am Ortsausgang nach Rendel sieht man den Erdwall, einen Damm, der um 20 Meter zurückverlegt werden soll. Das Ufer wird dort abgeflacht, erläutert Lehr.
Die flussabwärts rechtsseitigen Steinbefestigungen werden entfernt und im Fluss selbst als Buhnen eingebaut, um die Strömung zu verbessern und damit auch den Sauerstoffeintrag in den Fluss. Wenn der Damm des rechten Flussufers ein Stück in die Wiesen verschoben wird, entstehen nach Überzeugung der Naturschutzbehörde optimale Bedingungen für eine weitere Verbesserung dieses ökologisch schon jetzt wertvollen Lebensraumes.
Dafür sind keine schweren Geräte nötig, ein kleiner Schreitbagger genügt, der in der Flussmitte operieren kann. Lehr ist es wichtig, zu betonen, dass sämtliche Renaturierungsarbeiten auf der der Ortslage gegenüberliegenden Flussseite Richtung Rendel vorgenommen werden, also nicht vor den Häusern selbst. Das Bachbett wird maximal drei Meter verbreitert, was auch den Wasserstand geringer macht. Im Schnitt ist die Nidder bei Gronau immerhin 1,80 Meter tief. Auch zwei Zugangsbereiche sollen ausgebaut werden: der eine an der Gänseweide, der andere am entgegengesetzten Ende der Renaturierung am Zufluss zur Nidda.
Bei den Sportplätzen wird die Renaturierung unterbrochen, weil die Bäume und die Bebauung das dort nicht zulassen. Doch auch in den Teilstücken davor und dahinter sollen die Steine der Uferbefestigung als Buhnen in den Fluss verlegt werden. Das sehe dann so aus wie die renaturierte Nidda an der Neuen Mitte.
In diesem Zusammenhang dankt Lehr den Landwirten, die sich beim Neuzuschnitt der Uferbereiche sehr gut beteiligt hätten. Die Renaturierung diene dem Naturschutz, bringe aber auch eine Entlastung bei Hochwasser. Die letzten Überflutungen gab es in Gronau 1981 und 2003.
Als ein Höhepunkt soll auf der linken Seite der Nidder noch eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Wiesen gebaut werden.