Karbens Ortskerne statt des Stadtzentrums zu entwickeln, fordert Jo Franzke. Hat er recht, Herr Werner-Busse?
HANNES WERNER-BUSSE: Absolut! Seit wir Dorferneuerung machen, favorisieren auch wir die Innen- vor der Außenentwicklung.
Warum das?
WERNER-BUSSE: Wenn ich attraktive Lebensbedingungen schaffen und die Einwohner halten will, muss ich in den historisch gewachsenen Strukturen bleiben. Die Menschen brauchen etwas, wo sie sich heimisch fühlen können. Das ist mit dem City-Center oder dem Rathaus sicher nicht möglich. Bei den Dorferneuerungsprojekten beispielsweise in Groß-Karben oder Kaichen zeigte sich klar, dass die Menschen ihre Ortskerne gestärkt sehen wollen. Dann bekommt man dort auch Leben hin.
Wie bekommt man Leben dorthin?
WERNER-BUSSE: Indem man beispielsweise Einzelhandelsstrukturen ansiedelt. Das kann auch ein Aldi-Markt sein. Dann muss man geschickte Lösungen für Baulücken finden. Man darf es den Investoren auch nicht zu einfach machen.
Verschreckt man sie damit nicht?
WERNER-BUSSE: Die Chance ist das Risiko wert. Die Ketten suchen sich die Standorte ja nach dem Potenzial aus. Ich würde mich wundern, wenn sie dann durch leichte Vorgaben abgeschreckt werden.
Wer sollte sich ansiedeln?
WERNER-BUSSE: Die Orte müssen sich die richtigen Branchen ausgucken. Zum Beispiel könnte mit einem Schuhgeschäft eine attraktive Einkaufsmöglichkeit in Groß-Karben geschaffen werden. Dazu muss dann noch Aufenthaltsqualität kommen so wie mit dem neuen Bistro in Rendel. Dabei ist es wichtig, von Beginn an die Menschen und das Gewerbe einzubinden.
Regionalberater Hannes Werner-Busse (50) aus Bad Vilbel ist Inhaber des Planungsbüros Pro Regio in Frankfurt. Er managt die Dorferneuerung Groß-Karben. (den)