Bad Vilbel. Das schönste Geschenk zur Goldenen Hochzeit brachte für Doris und Ludwig Illian der Postbote: Es war das erste druckfrische Exemplar von „Liebesbriefe und Passagierscheine“. Doris Illian schildert in ihrer autobiografischen Erzählung die ersten 18 Monate ihrer großen Liebe.
Die beginnt am Rosenmontag, 29. Februar 1960. Da lernt die heute 74-jährige in Berlin-Charlottenburg geborene Apothekenangestellte Doris Rosemann, die in Leipzig an der FH Pharmazie studiert, ihren ein halbes Jahr jüngeren Mann fürs Leben kennen und lieben. Der Hesse Ludwig Illian aus Frankfurt ist nach Berlin gekommen, um bei Telefunken als Werksstudent zu arbeiten. Eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte nimmt vor dem Hintergrund großer historischer Ereignisse ihren Lauf.
Im April 1961 bestellen die Protestantin und der Katholik das Aufgebot. Erst zehn Tage vor der Trauung genehmigt die katholische Kirche die Mischehe. Das Paar gibt sich am Freitag, 21. Juli 1961 erst auf dem Standesamt in Neukölln und dann in der St.-Anna-Kapelle im Baumschulenweg im Osten Berlins das Jawort. Die junge Ehefrau stellt noch vor den Flitterwochen, die das Paar in einer Gartenlaube inmitten eines blühenden Schrebergartens in Ostberlin verlebt, ihren ersten erfolglosen Antrag auf Ausreise.
Was beide nicht wissen: Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt. Ludwig reist am 6. August zurück nach Frankfurt, weil er am 15. August seine erste Stelle antrat. Am 13. August 1961 schließt die DDR über Nacht die Grenze zum Westen und baut die Berliner Mauer. Von diesem Tag an schreibt der Elektroingenieur Briefe an „sein geliebtes Frauchen in der Verbannung“. Mehrere 100 Eilbriefe, versehen mit kleinen Signaturen, aus denen später Zeichnungen werden, kursieren zwischen Main und Spree. Briefpassagen ergänzt die Autorin in ihrer fesselnden Erzählung mit Ausschnitten aus der Berliner Zeitung und perfiden Behördenschreiben der DDR-Bürokratie.
Unterbrochen wird die Korrespondenz – „Wenn ich wusste, dass er freitags kommt, haben wir mittwochs aufgehört zu schreiben“ – von Besuchen Ludwigs. Mit einem Passierschein, den er direkt an der Grenze bekommt, darf der junge Ehemann einen Tag in der DDR bleiben. Wollte er seine Frau länger sehen, musste er eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen.
Doris Illian flüchtet nicht in den Westen wie viele andere, weil sie ihre Eltern und ihre Heimat nur mit einer offiziellen Ausreisegenehmigung besuchen kann. Ende 1962 ist Doris Illian schwanger. Die Ausreisegenehmigung trifft bei ihr an Ludwigs Geburtstag am 28. Januar 1963 ein. Nach einem behördlichen Marathon kommt Doris Illian im Februar 1963 in Frankfurt an. Seit Dezember 1970 lebt das Paar in Dortelweil.
Nun hat Doris Illian ihre Erlebnisse in einem Buch zusammengefasst. Zweieinhalb Jahre hat sie an ihrer Erzählung für die sie das Titelbild und Tochter Michaela das Layout entwarf, gearbeitet. Tochter Patricia, Ehemann Ludwig und Lektorin Friederike M. Schmitz gratulierten zur Buchpremiere.
Erschienen ist „Liebesbriefe und Passagierscheine“ im Verlag BoD (Books on Demand), ISBN-Nr. 978-3-8423-6751-7, Preis: 19,80 .