Lieber Unrecht haben als Unrecht erdulden, darf man von Heinrich von Kleists berühmtem Rosshändler lernen. Bei der hessischen Landesregierung ist das aber noch nicht angekommen. Landesvater Volker Bouffier (CDU) höchstpersönlich segnete die stiefmütterliche Behandlung der Bad Vilbeler Burgfestspiele – übrigens die Nummer 1 in Hessen – ab. Das ist ein handfester Skandal.
Die Bad Vilbeler Burgfestspiele wurden vom Land Hessen bisher mit 7 000 Euro (Da ist nicht etwa eine Null vergessen worden!) und aktuell mit 10 000 Euro gefördert, die Bad Hersfelder hingegen erhielten kürzlich die 30fache Summe, also sage und schreibe 300 000 Euro!
Geradezu umarmt habe ihn Volker Bouffier als der Bad Hersfelder Intendant, Starregisseur Dieter Wedel, in Wiesbaden um Geld bettelte, und ihm schnell einen ordentlichen Scheck ausgestellt, ließ Wedel dieser Tage in einem HR-Radio-Interview wissen. Wedel sei das gegönnt, aber wir Bad Vilbeler wollen mindestens auch die gleiche Summe, und zwar nicht erst 2016, wie Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr versöhnlich forderte, sondern noch für diese Spielzeit! Was der Vilbeler Intendant Claus-Günther Kunzmann zusammen mit dem Förderverein hier auf die Beine gestellt haben, speziell sei das grandiose „Theater für Kinder“ gepriesen, das würde jedes hessische Kulturbilderbuch zieren. Stattdessen werden Vilbels vorbildliche Errungenschaften mit Füßen getreten.
Blickt Bechtram auf Wiesbaden bei Nacht, so ist er ob der Beleidigung nicht nur um den Schlaf gebracht, sondern lernt auch, das zwischen Politik und der Geographie deftige Unterschiede herrschen: Je höher ein Politiker sitzt, desto geringer wird scheinbar sein Weitblick. Ministerpräsident Volker Bouffier kann jetzt tief ins Geldsäckel greifen und damit zeigen, dass Ritter Bechtram Grünzeug schwätzt. (sam)