Gabriele Davis hat momentan alle Hände voll zu tun. Neben den Positionen als Frauenbeauftragte und Vorsitzende des Gesamtpersonals der Stadt Karben koordiniert sie seit 2014 die städtische Flüchtlingshilfe. Angesichts der steigenden Anzahl der Flüchtlinge wächst auch ihr Arbeitspotenzial erheblich an. Bis zum Ende 2015 erhielt Karben noch einmal 38 Flüchtlinge. Die Zahl liegt dann bei insgesamt 194.
Karben. Im Büro sitzt Gabriele Davis (57) zurzeit eher wenig: „Ich bin momentan fast ständig im Außendienst.“ Regelmäßig besucht sie die Flüchtlingsunterkünfte, kümmert sich um Immobilien, Mobiliar, Verwaltung und Abwicklung von Zahlungen mit dem Wetteraukreis und noch vieles mehr. Rund 90 Prozent ihrer Arbeitszeit widmet sie derzeit den Flüchtlingen.
Da sie aber noch ihre anderen Posten hat, sind viele Überstunden angesagt, um allem gerecht zu werden. „Anders ist das derzeit nicht zu schaffen“, sagt sie ganz offen.
Die Aufgaben rund um die Flüchtlinge sind sehr vielfältig. Vor allem ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen erweisen sich als hilfreich. „Es gibt schon mal Befindlichkeiten, die man berücksichtigen muss“, erzählt Davis. Es komme durchaus mal vor, dass Männer sie zwar mit einem Nicken und Lächeln begrüßten, sie aber erst ernst nähmen, wenn sie merkten, dass Davis die Hauptansprechpartnerin für sie ist.
„Es ist nicht immer einfach“, gibt sie zu. Doch bislang hat sie alle Aufgaben gemeistert. „Man muss ein Gefühl für die Menschen haben“, sagt Davis, die als Frauenbeauftragte viel Einfühlungsvermögen mitbringen muss. Unterstützung bekommt sie durch die ehrenamtlichen Paten, die sich unter anderem um mögliche Weiter- und Ausbildungsplätze für die Flüchtlinge bemühen.
Manchmal laufe das nicht rund, weil jeder andere Vorstellungen und Befindlichkeiten habe. „Dann muss man Souveränität zeigen, verhandeln, aufeinander zugehen und versuchen, einen Mittelweg zu finden.“ Das wichtigste sei Toleranz. Regelmäßig hat sie mit dem Wetteraukreis Kontakt, stimmt die Zuweisungen ab und kümmert sich um die Zahlung. „Man versucht natürlich zu schauen, dass die Flüchtlinge zueinander passen und nicht bunt gemischt auf die Unterkünfte verteilt werden“, sagt Davis.
Die Akquise neuer Liegenschaften gehört ebenso zu ihren Aufgaben. „Derzeit sind es sechs Unterkünfte, von denen zwei momentan noch im Umbau sind.“
Sprechen mit Gesten
Seit die jüngsten beiden Liegenschaften, darunter das Güse-Gebäude im Gewerbegebiet Spitzacker in Okarben, dazugekommen sind, befindet sich Davis ständig im Außendienst. „Ich hoffe, die Situation entspannt sich etwas, wenn die beiden neuen Unterkünfte fertig eingerichtet sind.“
Der Großteil der Flüchtlinge in Karben stammt aus Syrien. Kommen Flüchtlinge neu nach Karben, besucht Davis sie mit einem Dolmetscher. „Manche können auch gut Englisch, aber gerade am Anfang ist ein Übersetzer wichtig, um ihnen die Situation zu erklären“, erzählt die Koordinatorin. Vieles laufe mit einem Mix aus Deutsch, Englisch und Gesten ab.
Als problematisch für Karben erweise sich aktuell, dass der Wetteraukreis der Stadt eine Anzahl Flüchtlinge vor dem eigentlich vereinbarten Termin zugewiesen hat.
Flexibel sein
„Wir hatten alles an Möbeln, Betten und Schränken bestellt, was pünktlich kommen sollte. Jetzt gibt es da auch noch Lieferschwierigkeiten, die Betten sind inzwischen da und werden aufgebaut, aber die Schränke kommen erst im Januar“, berichtet Davis. Manchmal seien es kleine Sachen, auf die sie selbst keinen Einfluss nehmen könne, die die Organisation ausbremsten.
Um ihr die Arbeit zu erleichtern, soll ein weiterer Hausmeister eingestellt werden, der sich vor Ort um die sechs Liegenschaften kümmert. Auch eine Sozialarbeiterin erhält eine feste Stelle, die sich ebenfalls vor Ort der Probleme und Wünsche der Flüchtlinge annehmen soll. Sozial-Fachbereichsleiterin Susanne Schubert steht Gabriele Davis tatkräftig zur Seite, vertritt sie bei Bedarf.
Mit der Stadtpolizei steht Davis regelmäßig in Kontakt, damit diese über die Situation in Karben immer auf dem neuesten Stand ist. Davis ist darüber hinaus nicht nur für die Abwicklung der Zuweisung zuständig. Sie betreut die Flüchtlinge auch so lange, bis sie entweder in Deutschland anerkannt sind oder freiwillig wieder ausreisen.
„Man muss in dem Job einfach flexibel sein“, findet Gabriele Davis. Hin und wieder müsse sie dabei die Prioritäten wechseln. Und zu allererst gilt: „Neuem und anderen Dingen gegenüber aufgeschlossen sein.“