Am Beginn eines neuen Jahres sind die Eindrücke aus dem vergangenen Jahr noch vorherrschend. Offene Fragen und Aufgaben begleiten einen getreu in das neue Jahr. Die Jahreszahl mag sich geändert haben, doch damit sind die offenen Themen noch nicht Geschichte. Das neue Jahr droht, wie das alte zu werden. Man kommt dem Punkt, den man zu erreichen wünscht, mitunter keinen Schritt näher. Andere wiederum sehen genau darin ihr Ziel, dass das neue Jahr möglichst wie das alte wird. Keinen Schritt voran, lieber noch einen zurück in die vertraute Vergangenheit. Was hinter einem liegt, vermittelt Geborgenheit. Doch man spürt, die Zeit lässt sich nicht aufhalten, Veränderungen kommen ungefragt auf einen zu. Egal ob man nun positive Veränderungen anstrebt, oder beängstigende Entwicklungen zu vermeiden sucht, die Zeit schreitet voran. Doch inwieweit wir diese kommende Zeit bewusst gestalten oder von ihr bloß getrieben werden, ist eine Frage nach unserem Vertrauen.
Der Jahreswechsel bietet die Chance, einmal innezuhalten und sich darauf zu besinnen, was einen wirklich vorwärts bringt. In diese Fragestellung hinein bin ich auf ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer aufmerksam geworden, das uns hierauf eine Antwort gibt. Bonhoeffer schrieb: „Wir müssen jeden Tag zurück zu den Heilstaten Gottes, um vorwärts gehen zu können.“ Zurück, um vorwärts zu kommen! Das klingt zunächst widersprüchlich. Menschen, die große Entwicklungen anstreben, wollen möglichst schnell das Alte hinter sich lassen. Doch Bonhoeffer fordert uns geradewegs zur Rückbesinnung auf.
Er verweist uns dabei auf die „Heilstaten Gottes“. Der lebendige Gott hat für uns gehandelt. Daran wurden wir Weihnachten neu erinnert: Gott sandte seinen Sohn zu uns. Durch Jesus Christus zeigt Gott sein Engagement für uns Menschen. Und wer dieser Spur Gottes folgt, wird entdecken, wie umfangreich Gottes Handeln in sein Leben hineinreicht. Der Dichter in Psalm 16,5 kann angesichts dieser Entdeckung nur jubelnd feststellen: „Du Herr, gibst mir alles, was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Was du mir gibst, ist gut.“ Durch die Rückbesinnung auf Gottes Handeln kann ich mutig nach vorne schreiten. Ich muss mich nicht der kommenden Zeit verweigern, noch auf eine ferne Zukunft hoffen. „Erinnerung wird zur Kraft der Gegenwart, weil es der lebendige Gott ist, der einst für mich gehandelt hat und mich heute dessen vergewissert“, schrieb Bonhoeffer weiter. Aufgrund des Vertrauens in Gottes Handeln kann ich zuversichtlich meine Zeit annehmen und sie mutig gestalten. Noch offene Fragen werden ihre Antworten erhalten. Unerledigte Aufgaben werden ihren Abschluss finden. Durch den Blick zurück auf Gottes Handelns kann ich fröhlich vorwärts gehen. Diese Entdeckung des Handeln Gottes in Ihrem Leben und die daraus resultierende Freude und Zuversicht für die vor uns liegende Zeit wünsche ich Ihnen im neuen Jahr.
Clemens Breest, Pastor
Freien evangelischen Gemeinde
Bad Vilbel