Es ist noch kein Gescheiter vom Himmel gefallen, pflegte mein Opa zu sagen. Ich hielt ihn immer für einen klugen Mann. Doch in dieser Hinsicht hat er sich geirrt. Wahr ist, es fallen immer ein paar Gescheite aus den Wolken, man weiß nur vorher nicht wohin. Manchmal purzeln sie wie zufällig in einen Kurpark.
Erstaunt rieb sich Ritter Bechtram daher am Samstag die Augen, als er in einer Zeitung las, der Vilbeler Kurpark sei Kriegsgebiet und sehe nach dem Abbau der Eisbahn aus wie nach einem Militärmanöver. Wieviel Erfahrung spricht aus solchen Vergleichen? War von denen einer schon mal im Krieg gewesen? Wenn ja, in welchem, wenn es dort ausgesehen hat wie im Vilbeler Kurpark? Spricht da ein Oberfeldwebel oder ein Untergefreiter? Man weiß es nicht. Fest steht, da stimmte ein A-cappella-Quintett am Lehr-Pfad einen Madrigal an und traf den richtigen Ton nicht. In seiner Besetzung alte Bekannte, Werner Neuss ist wieder da, traut sich sogar in die Zeitung, nachdem er zu Recht daraus lange abgetaucht war. Der alte Frontmann der Band „Lockere Kritiker“ hätte um ein Haar als Petitionärsopa mit Unterschriftensammlungen Bad Vilbels „Neue Mitte“ torpediert. Da sähe die Stadt heute aber alt aus! Diesmal jedoch hat es Neuss nur auf den Eisplatz abgesehen, das geht ja noch. Obwohl tausende glückliche Kinder ihm das nie verzeihen werden. Und Ehrenstadtrat Helmut Lehr steht dabei, wie immer mit einem Fuß im Fettnapf. Aber er nickt tapfer mit dem Kopf. Alles Mist, liest man im Klartext: der neue Parkplatz, das schöne Römermosaik, der tolle Römerspielplatz. Und man horche und staune: Ein Baum, ein Busch, ja sogar ein Rosenstock seien der Eisbahn zum Opfer gefallen. Mein Gott, was für ein bitterer Preis, was für ein barbarischer Krieg! Zum Glück sind unsere fünf Ranger als Reservisten bei der Hand. Die wollen den Kurpark vor seiner „Vernichtung“ (sic!) schützen, weil der jetzt nur noch ein wehrloser Begleitgrüner ist, de facto also nur noch Begleitgrün, wie es da heißt. Aber auch ein paar Meter Gras sind arg ramponiert. Oder gibt es jetzt Schlammbäder in der Badestadt?
Dass aber die Veranstalter nicht blind sind und auch die Schäden sehen, an die vorher keiner gedacht hat, und dass sie als Anfänger auch bereit sind, dazuzulernen, auf diese Idee kommt keiner aus der Quintanergarde.
Stattdessen: auf die Pauke hauen und ins Feld ziehen! Genügend Gras braucht das Land, das ist die Leuchtparole. Der stimmt auch Ritter Bechtram voll zu. Gras muss her, Gras! Und zwar dalli dalli, damit es üppig über diese Nörglergeschichte wächst. Wir wollen Veränderungen! Denn ginge es nach ollen Glorreichen, bestünde Bad Vilbels alte Mitte immer noch aus einem grauen Parkplatz, einem schnuckeligen Pissoir und aus einem Stückchen Kurpark, meistens ausgestorben wie der Übungsplatz der abgerückten Ami-Armee. (sam)