Langsam, aber sicher geht es mit der Sanierung des Nordbahnhof-Umfeldes voran. Nun ist die Bahn am Zug. Sie muss die noch ihr gehörenden Teile der Dieselstraße abgeben und über die Zukunft des Bahnhofsgebäudes entscheiden.
Bad Vilbel. Wer hierherkommt, hat entweder viel Zeit, weil er auf den Bus wartet – oder er hat es eilig, wegzukommen. Das Umfeld des Bad Vilbeler Nordbahnhofs, im Bahn-Jargon nur Bahnhof Bad Vilbel genannt, ist eine Tristesse. Das soll sich ändern, die Stadt hat bereits eine komplette Umgestaltung des Busbahnhofs und die Sanierung der Kopfstein-Piste Dieselstraße geplant.
Entsprechende Investitionen in Kanal- und Straßenbau seien bereits in die Planung 2013 aufgenommen, erklärte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bei seiner Haushaltsrede. Doch zuvor müsse die Bahn die noch ihr gehörende Straße freigeben. Ein Entbehrlichkeitsantrag sei bereits beim Eisenbahnbundesamt gestellt worden.
Neuer S-Bahnsteig
Historisch bedingt befinde sich die Dieselstraße im Eigentum der DB AG, bestätigt ein Bahn-Pressesprecher. Die Entbehrlichkeitsprüfung sei kurz vor dem Abschluss. Mit den Ergebnissen könne Anfang 2013 gerechnet werden. Dann werde der Vertrieb der DB Services Immobilien GmbH Gespräche zum Verkauf der Grundstücksflächen und des Gebäudes aufnehmen.
Auch nach Eröffnung der neuen Unterführung solle weitergebaut werden, kündigt die Bahn an. Beim viergleisigen Ausbau wird ein neuer S-Bahnsteig am Empfangsgebäude entstehen. Wann es soweit ist, sei aber noch offen, so ein Sprecher. Auch eine weitere Frage bleibt offen: Was wird aus dem Jugendstil-Bahnhofsgebäude?
Eine Antwort darauf wollte Metin Kartal (39) geben, der Pächter des gegenüberliegenden, kürzlich eröffneten Caféhauses (die FNP berichtete). Er hatte Interesse am Bahnhofsgebäude, wollte es mieten. Shops, eine Bäckerei – da gebe es viele Ideen. Doch dann sei von der Bahn die Absage gekommen: „Sie wollen das Gebäude nur verkaufen“, sagt er enttäuscht. Doch dafür fehle ihm das Geld.
Einfach neu nutzen – das scheint nicht zu funktionieren. Es bestünden seit längerem und immer wieder Probleme mit der Heizung und der dortigen Gasleitung, erläutert der Bahn-Sprecher: „Beide Teile dieses Gewerkes sind veraltet“. Nach einer Brandschutzbegehung des Bahnhofsmanagements mit einer Architektin sei festgestellt worden, „dass im Bereich der ehemaligen Gaststätte und Pächterwohnung im Rahmen der Brandschutzertüchtigung erhebliche Kosten anfallen würden, die sich aufgrund des geplanten Verkaufs des Gebäudes nicht mehr refinanzieren lassen würden“.
DB verkauft Gebäude
Deswegen und weil das Gebäude sich bereits im Verkaufsportfolio der Bahn befinde, „wird eine Neuvermietung derzeit nicht als möglich angesehen.“ Die DB Station & Service AG beabsichtige, das Empfangsgebäude kurz- bis mittelfristig zu veräußern.
Dass die Bahn jetzt die Entbehrlichkeit prüfe, erfreue die Stadt, erklärt dazu Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Das sei eine Vorstufe zur Entwidmung – die Feststellung, dass Grundstücke oder Grundstücksteile nicht mehr für Bahnbetriebszwecke notwendig werden. Sie sei auch Voraussetzung, damit die Zuschüsse des Landes Hessen für die Umbauten am Nordbahnhofplatz bewilligt werden könnten. Vorher darf die Stadt nicht mit dem Umbau beginnen.
Das Bahnhofsgebäude steht denkmalrechtlich mit dem Schuppen in Richtung Norden unter Ensembleschutz, so Frank. „Es wäre schön, wenn die Gebäude durch eine Vermietung einer Zwischennutzung zugefügt werden könnten.“ Die Stadt plane nicht, die Gebäude zu erwerben, sei aber bereit, mit der Bahn über die Möglichkeiten zu sprechen, die ein Bauleitplanverfahren böte, so Frank. Nach Informationen der Stadt werde das Nordbahnhofgebäude noch als Baubüro für die Bahn benötigt, wenn das dritte und vierte S-Bahn-Gleis gebaut werde.