Karben. Im Schatten des Kloppenheimer Schlosses haben es sich M. (84) und W.S. (86) bequem gemacht. Das Schloss renovierten die S. über Jahrzehnte in harter Eigenarbeit.
Den indirekten Grundstein dafür legten sie vor 60 Jahren. Da gaben sich die beiden in Frankfurt vor dem Standesbeamten das Ja-Wort. Tags darauf folgte die kirchliche Trauung. Nun feierten sie ihre Diamant-Hochzeit.
Kennen gelernt hatten sich M. und W.S. zwei Jahre zuvor in seiner Heimatstadt Eschwege. Die Seligenstädterin unterrichtete dort als Englisch-Dolmetscherin an einer Offiziersschule. Er hatte seine kaufmännische Ausbildung hinter sich. Beim Winzerball im Schlosshotel funkte es. „Ich war mit einer Freundin dort, er mit einem Freund“, berichtet M. „Wir tanzten miteinander, dann nochmal und dann nochmal“, sagt W.S. „Da haben wir uns ineinander verliebt.“
Nach der Verlobung Silvester 1950 folgte die Hochzeit im Spätsommer 1951. Im Jahr darauf wurde Tochter C. geboren, Sohn M. folgte im Jahr darauf, S. im Jahr 1958. Beruflich zog es die beiden nach Frankfurt. W.S. gründete dort Anfang der 1960er-Jahre einen Fertigungsbetrieb für Damenmoden. Lange Jahre führte er ihn erfolgreich, bevor er ihn verkaufte.
Mit den drei Kindern wurde es den S. in Frankfurt zu eng. Bei der Wohnungssuche stieß W.S. auf eine Zeitungsannonce: Der Ostteil des Südflügels des Kloppenheimer Schlosses, Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut, war zu verkaufen. Frau und Kinder verliebten sich sofort in das Gemäuer. Gemeinsam richteten die S. ihre neuen Räumlichkeiten her. „Mit viel Fleiß und Engagement hat das die ganze Familie gemacht“, freut sich der Vater.
Als benachbarte Räumlichkeiten frei wurden und sich kein Käufer fand, griff W.S. auch dort zu. Der Südflügel, wo zuvor die Kirche untergebracht war, sei nicht besser als ein Rohbau gewesen. Und der Westflügel hatte an der Fassade massive Schäden. Drei Jahrzehnte dauerte die Erneuerung, die Familie steckte Eigenarbeit in riesigem Ausmaß hinein. Von 1970 an engagierte sich Vater W. auch ehrenamtlich: Er war einige Jahre lang Stadtrat in der Gründungsregierung der jungen Stadt Karben und wirkte 25 Jahre lang als Schiedsmann. (den)