Karben. Zwölf Meter lang war der Truck, der am Samstag auf dem Parkplatz St. Egrève in Groß-Karben Halt machte. Unübersehbar prangte der Schriftzug „Arm trotz Arbeit“ auf den Seiten, und fast auf gleicher Höhe schwankten mehrere Riesenpuppen: Mit weißem Kittel eine Kellnerin, im dunkelblauen Anzug ein Wachmann und kariert eine Fachkraft des Fleischerhandwerkes. Sie sollten die unterbezahlten Berufsgruppen darstellen, um die es den Organisatoren dieser fahrbaren Infobox ging: „Ein Mindestlohn von 7,50 € ist die richtige Forderung, das haben wir heute von vielen gehört“, sagte Ellen Benölken vom DGB Ortsverband Karben, die diese landesweite Aktion des Deutschen Gewerkschaftsbundes unterstützte.
Ausgestellt im Truck waren fotografische Porträts von Menschen, die als Postzusteller oder Friseur arbeiten, als Servicekraft in Restaurants und Hotels oder als Museumsaufseherin, alle mit Stundenlöhnen unter 7,50 Euro. „Das sind im Monat höchstens 1200 Euro brutto bei einer 40-Stundenwoche“, rechnete Peter Pilger vor, Gewerkschaftssekretär für Mittelhessen. Bei vielen Teilzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor liege der Stundenlohn darunter, obwohl sie eine Ausbildung hätten.
Wer die Stufen in den Truck hochstieg und sich mit den Porträts befasste, konnte es Schwarz auf Weiß lesen: Der Fleischer in Dresden verdient 6,40 Euro die Stunde, die Museums-Aufseherin in Leipzig 5,09 Euro und der Gärtner in Berlin 6,56 Euro.
„Viel Betrieb zu Anfang, über Mittag etwas Leerlauf, aber durchweg Zustimmung“, fasste Benölken ihren Eindruck nach vier Stunden Info-Truck zusammen. Es gehe schließlich darum, Aufmerksamkeit für das Problem Niedriglohn zu wecken und für den gesetzlichen Mindestlohn zu werben, meinte Benölken. Viele Menschen hielten sogar einen Verdienst von 7,50 Euro die Stunde für zu wenig. (ado)