Zum Tag der Arbeit fand in Karben die jährliche Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) statt. Dort wurde nicht nur der Mindestlohn als Erfolg gefeiert, sondern auch an viele ungelöste Probleme erinnert.
Karben. Ein Jahrzehnt habe es gedauert, bis der gesetzliche Mindestlohn Realität werde. Daran erinnert der Vorsitzende des DGB Wetterau, Bernd Benölken. Zum 1. Januar 2015 soll er eingeführt werden. „Er wird die Situation von Millionen Beschäftigten verbessern.“ Da brandet Applaus auf unter den Besuchern der Kundgebung. Zu ihr hat der Wetterauer DGB auf das Gelände der Karbener Naturfreunde eingeladen.
„Der Mindestlohn muss für alle gelten. Ausnahmen lehnen wir ausdrücklich ab, auch für Jugendliche oder Langzeitarbeitslose“, betont der DGB-Chef.
Als Erfolg verbucht der Gewerkschaftsbund für sich auch, dass die Bundesregierung bei der Rente mit 63 und der Erwerbsminderungsrente nun in die richtige Richtung tendiere. „Rente muss zum Leben reichen. Das ist seit Jahren unser Motto“, stellt Benölken klar.
Bei den Tarifrunden für 2014 seien die Gewerkschaften für die Arbeitnehmer eingetreten, um ihnen gerechte Löhne zu sichern. Leiharbeit und dem Missbrauch von Werksverträgen gelte es weiter ein Ende zu setzen. Auch für die Minijobs fordert Benölken gleiche Arbeitnehmerrechte und volle soziale Sicherung von Anfang an. „Gerade die Minijobs sind eine Niedriglohnfalle für Frauen. Doch Frauen werden im Berufsleben insgesamt immer noch schlechter bezahlt.“ In Europa müsse dem Menschenhandel und der Ausbeutung ein Ende gesetzt werden, sagte Benölken: „Ein Europa mit Sozialstaatlichkeit und Mitbestimmung, ein Europa, in dem die Menschen in Würde arbeiten und leben können. Dafür kämpfen wir – nicht nur am 1. Mai.“
Gastredner Horst Schmitthenner, einst geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert die Besucher auf, bei der Europawahl am 25. Mai ihre Stimme abzugeben, um gemeinsam mehr zu bewegen. „Parteien, die in Europa weiter den Sozialstaat schleifen, die Löhne kürzen und Arbeitnehmerrechte abbauen wollen, haben unsere Stimme nicht verdient“, sagte Schmitthenner.
800 Jobs gesichert
Schmitthenner fordert: „Gleiche Arbeit, gleiche Rechte, gleiches Geld.“ Auch er spricht sich deutlich für den Mindestlohn aus: „Der Lohn muss zum Leben reichen, alles andere ist würdelos.“
Wie wichtig die Gewerkschaften auch für die Stadt Karben sind, stellt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) heraus. „Als ein Unternehmen in unserer Stadt 800 Arbeitsplätze verlagern wollte, war das für die Stadt eine große Herausforderung. Aber gemeinsam mit der Gewerkschaft und der Firma haben wir schließlich eine gute Lösung gefunden“, erläutert Guido Rahn. Er nahm bereits zum fünften Mal an der Veranstaltung teil. Der Männerchor der Eintracht Petterweil untermalte die Kundgebung mit Liedern. (iz)