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Deutsch lernen

Ehrenamtliche Lehrer bieten Sprachkurse für Flüchtlinge an

Deutsch lernen bei Alfred Ellenberger: Derzeit gibt es nur eine Kinderschultafel für den Unterricht für die Flüchtlinge in der Okarbener Unterkunft. Der pensionierte Lehrer aus Klein-Karben erklärt gerade das Wort Schwamm. Foto: Zöllner
Deutsch lernen bei Alfred Ellenberger: Derzeit gibt es nur eine Kinderschultafel für den Unterricht für die Flüchtlinge in der Okarbener Unterkunft. Der pensionierte Lehrer aus Klein-Karben erklärt gerade das Wort Schwamm. Foto: Zöllner

Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Weitere 38 Menschen sollen nach Karben kommen. Manche von ihnen können kein Wort Deutsch, andere zumindest einige Worte Englisch. Seit zwei Jahren bietet die Flüchtlingshilfe Karben ehrenamtlich Sprachkurse an. Alfred Ellenberger ist einer der Lehrer, der jetzt auch im Auftrag der Volkshochschule den Flüchtlingen Deutsch zu lernen hilft.

Karben. Der Raum ähnelt einem Klassenzimmer. Nichts erinnert daran, dass er einst Teil der Arbeitsräume der Druckerei Güse in Okarben war. An der hinteren Wand sind Tische in einer Reihe aufgestellt, an der Wand hängen Plakate mit Vokabeln. Ein Overhead-Projektor strahlt die Wand an. Ab und zu schreibt Alfred Ellenberger (65) ein Wort dazu, um es zu erklären. Eine kleine Kinderschultafel steht ebenfalls im Raum.

Elf Flüchtlinge verfolgen konzentriert, was ihnen der Klein-Karbener erklärt. Eigentlich sollten es drei mehr sein. „Die schlafen noch. Letzte Woche habe ich versucht zu erklären, was Pünktlichkeit heißt“, sagt Ellenberger. „Wenn die erst um neun auftauchen, muss ich ja nicht um halb neun mit dem Unterricht anfangen.“ Daran merke man die unterschiedlichen Kulturen.

Eine späte Pflicht

„Je nachdem, aus welchen Landesteilen die Flüchtlinge kommen, ist Deutschland natürlich auch erst einmal ein Kulturschock“, zeigt der 65-Jährige Verständnis. Aber er bemüht sich dennoch, dass alle erscheinen. In der Tat werden später am Vormittag alle da sein. Der Sprachkurs ist für die Flüchtlinge freiwillig. Pflicht wird er für die Asylbewerber erst, wenn sie ganz in Deutschland bleiben dürfen.

„Woher kommen Sie?“, fragt Ellenberger und schaut einen seiner Schüler an. „Ich komme aus Syrien“, antwortet der Mann. „Wo wohnen Sie?“, will Ellenberger weiter wissen. „Ich wohne in Karben“, erwidert die Frau daneben.

Vor einer Woche hat dieser Kurs erst begonnen. Angeboten wird er von der Volkshochschule, für die Ellenberger ausnahmsweise als Lehrer agiert. Ansonsten bietet er nämlich ehrenamtlich für die Flüchtlingshilfe Karben zweistündige Spracheinheiten an.

Angesetzt ist der VHS-Kurs auf fünf Stunden für fünf Tage die Woche. Insgesamt 320 Stunden dauert er an. „Wir haben momentan vier Angebote durch Ehrenamtliche mit je zwei Stunden an fünf Tagen in der Woche. Dazu kommen noch die von Bildungsträgern, von denen drei dieses Jahr laufen und ein vierter in Planung ist“, erklärt Jürgen Werner von der Flüchtlingshilfe.

Das Kuriose: An den Intensiv-Kursen der Bildungsträger dürfen nur Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea teilnehmen. „Das sind Vorgaben vom Bund“, sagt Werner, zuckt mit den Schultern. Inzwischen seien die Kurse generell strukturierter. „Wir haben uns jetzt auf ein Buch verständigt, mit dem wir alle arbeiten“, sagt Alfred Ellenberger. „Deutschkurs für Asylbewerber“ heißt es.

Für den Alltag üben

„Das ist wirklich ganz gut. Es ist viel bebildert und sehr anschaulich. Die Kurse sind ohnehin sehr individuell, weil man nicht einfach unterrichten kann“, sagt der einstige Lehrer für Deutsch, Gesellschaftslehre und Arbeitslehre.

Der 65-Jährige versucht, mit seiner Klasse viele Vokabeln aus Alltagssituationen zu lernen. An der Wand hat er Zeiten wie Stunden, Tage und Monate aufgeschrieben. Auf einem Plakat stehen Grundbegriffe für Küchenutensilien, auf einem anderen die Farben.

Bilal Idriegs und seine Frau Eman Muhmmad sind seit drei Monaten in Deutschland. Sie stammen ursprünglich aus Damaskus. Das Deutsch der beiden ist schon recht gut. Sie verständigen sich teilweise in Deutsch und Englisch, manchmal muss der Handy-Übersetzer helfen. Über Ellenbergers Lob freut sich jeder.