Die Beherrschung der deutschen Sprache ist der Schlüssel für eine gelungene Integration und Chancengleichheit. Das gilt für die Kinder der katholischen Kindertagesstätte (Kita) der Pfarrgemeinde St. Nikolaus ebenso wie für für ihre Mütter. Aus diesem Grund bietet das Familienzentrum St. Nikolaus erstmals einen Deutschkurs für Mütter an.
Bad Vilbel. Die Idee dazu hatte die Leiterin der Kita- und des Familienzentrums Christine Herget. Sie erlebt immer wieder, dass Mütter große Schwierigkeiten haben, ihre Anliegen zu formulieren und beim Ausfüllen von Formularen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse passen müssen.
Einige Mütter sind sogar Analphabetinnen. „Alle schämen sich. Sie haben durch ihre mangelnden Sprach-, Schreib- und Lesekompetenzen große Schwierigkeiten sich zu integrieren.“ Um den Frauen zu helfen, wandte sich Christine Herget mit ihrer Idee an Pfarrer Herbert Jung. Der fand den Vorschlag gut und gab grünes Licht für das seit elften September laufende, auf ein Jahr angelegte Sprach-Projekt. Mit Kirsten Walz-Birner wurde eine kompetente Fachkraft als Kursleiterin gefunden. Sie war bis zum 1. August Lehrerin an der Saalburgschule und leitet seit acht Jahren die Vorlaufkurse für Kinder an der Kita St. Nikolaus. „Ich habe mir vor Kursbeginn noch Tipps beim Amt für Integration in Frankfurt geholt.“ Die Unterrichtsmaterialien in Form der Bücher und Hör-CD´s „Erste Schritte plus“, Teil I und II der Hefte und Ordner stellte das Familienzentrum den Müttern zur Verfügung. Es bezahlt auch die Lehrkraft und stellt Getränke.
Die Betreuung der Kleinkinder unter drei Jahren von vier Müttern übernimmt während der beiden Schulunterrichtsstunden Silke Biermann. Eine Tafel spendierte Peter Mayböhm, Rektor der John-F.-Kennedy-Schule. Die erste Unterrichtsgruppe besteht aus acht zwischen 23 Jahre und 37 Jahre alten Müttern. Sie kommen aus sechs verschiedenen Ländern. Sieben wohnen in Bad Vilbel und eine in Niederdorfelden. Es sind Young hwa Leem aus Korea, Hairija Dzakulic und Marina Stojanovic aus Bosnien, Nibal Shallauf aus Syrien, Riffat Konsar aus Afghanistan, Maria Magdalena Busca und Sanda Martin aus Rumänien und Danijela Guzmic aus Kroatien.
Mit Hausaufgaben
Kommt das Gespräch auf ihre Schülerinnen, dann ist Kursleiterin Kirsten Walz-Birner voll des Lobes: „Alle acht haben Vorkenntnisse, sind sehr engagiert und interessiert. Sie arbeiten schnell und erledigen ihre Hausaufgaben. Es sind moderne junge Frauen mit denen es richtig Spaß macht zu arbeiten.“
Der praxisnahe Unterricht ist eine Kombination aus Sprechen, Hören, Lesen, Schreiben und Spielen. Die Auswahl der Themen orientiert sich am Alltag der Frauen. Zu den Inhalten gehören Themen wie Begrüßung, Familie, Herkunft, Essen und Trinken, Beruf, Kinder und Schule. Um künftig problemlos einkaufen zu können, stehen Preise, Gewichte und Mengen auf dem Stundenplan. Auch das Studieren von Bus- und Bahnfahrplänen oder das Formulieren und Schreiben von Entschuldigungen für die Kinder gehört zum Lehrplan. Zu jedem Themenkomplex gehört neben dem Vokabular auch ein Grammatikteil. Geübt werden Deklinationen, Konjugation, die Zeiten, Singular und Plural wie der Kuchen – die Kuchen, bestimmte und unbestimmte Artikel wie das Dach – ein Dach und noch vieles mehr. „Allen macht das Lernen große Freude“, berichtet Kursleiterin Kirsten Walz-Birner. „Die Frauen fühlen sich im Unterricht wohl. Einige sind seit Beginn schon selbstbewusster geworden“, freut sich Ideengeberin Christine Herget. Alle sind voller Konzentration bei der Sache. Stellen Fragen und geben Antworten, erweitern ihren Wortschatz kontinuierlich. Stolz auf die fleißigen Schülerinnen ist auch Pfarrer Herbert Jung. Spender, die das Projekt finanziell unterstützen möchten, damit Lehrmaterialien und eine fahrbare Tafel gekauft werden können, sind willkommen.