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Der Widerstand wächst

Pläne für den Neubau eines Hotels im Kurpark sind weiterhin heftig umstritten

Soll ein komplett anderes Aussehen erhalten: Der westliche Teil des Kurparks soll zum Hessentag über eine Stadthalle und ein Hotel verfügen. Foto: Kopp
Soll ein komplett anderes Aussehen erhalten: Der westliche Teil des Kurparks soll zum Hessentag über eine Stadthalle und ein Hotel verfügen. Foto: Kopp

Der ehrgeizige Plan, noch vor dem Hessentag 2020 nicht nur eine neue Stadthalle und das sanierte Kurhaus, sondern auch ein Hotel im westlichen Kurpark stehen zu haben, könnte auf größeren Widerstand stoßen als gedacht. So ging es in der Ortsbeiratssitzung der Kernstadt mehrfach darum, dass man mit dem Thema auch die Gerichte beschäftigen könnte.

Bad Vilbel. Es sind nur fünf Bürger, die Einwendungen zur geplanten Aufstellung des Bebauungsplanes Kurpark West mit Kurhaus-Sanierung sowie Stadthallen- und Hotel-Neubau abgegeben haben. Doch haben diese fünf auf fast 60 Seiten massive Zweifel an den Planungen dargelegt. Im Ortsbeirat der Kernstadt erhielten sie Rückendeckung vor allem von Ralph Mallmann (Grüne), einer dieser fünf Bürger. Er stimmte schließlich auch gegen die Aufstellung des Bebauungsplans. Hajo Prassel und Katja Meiner (SPD) sowie Erhard Matern (FW) enthielten sich, so dass letztlich nur die vier CDU-Vertreter zustimmten.

Angesichts der recht nüchternen Aussagen, mit denen die Bedenken abgewiesen wurden, sagte Mallmann, dass die Angelegenheit durchaus das Verwaltungsgericht Gießen beschäftigen könnte. Was das Projekt mit engem zeitlichem Rahmen dann gefährden könnte. Mallmann erklärte, dass eine Abwägung zu den Einwänden „nicht wirklich stattgefunden hat“. Zudem wunderte es ihn, dass die gesammelten Einwände innerhalb weniger Tage bearbeitet worden seien, aber gleichzeitig schon der Bauantrag erstellt und an den Wetteraukreis gesendet worden sei. „Die Bürger werden nicht wertgeschätzt“, fasste Mallmann zusammen.

Es war vor allem die verkehrliche Einschätzung, die im Ortsbeirat immer wieder zur Sprache kam. Die Zahlen, auf denen die künftige Verkehrsbelastung an der Kreuzung Kasseler Straße/Parkstraße basiert, hatte das Ingenieursbüro IMB Plan im Februar 2012 vorgenommen. Während der Großbaustelle an der Neuen Mitte. Eine Prognose bis zum Jahr 2030 sehe außerdem nur eine Steigerung von 0,2 Prozent pro Jahr vor.

Zählung ist „Verarsche“

Das war nicht nur für Mallmann nicht nachvollziehbar, der angesichts des neuen Stadtviertels Quellenpark und des Kombibads von weit höheren Zahlen ausging. Auch Hajo Prassel (SPD) sprach von einer „Verarsche“, wenn man bedenke, was bei drei Verkehrszählungen zur Neuplanung des Vilbus herausgekommen sei.

Sven Reimer, ein Anwohner der Parkstraße, der bereits mit der Stadt wegen des Wegfalls der kostenfreien Parkplätze in der Parkstraße im Clinch liegt, hatte eine eigene Rechnung aufgestellt. Er bezog sich dabei auf die Parkplatzsituation um Kurhaus, Stadthalle und Hotel. Demnach müsste die Stadt angesichts der aufgeführten Maximalauslastungen der Häuser sowie ihrer eigenen Stellplatzsatzung 660 Parkplätze aufweisen. In der Planung befänden sich aber nur 365. Bei einem ausgelasteten Hotel sowie einer Kompensation der 140 Plätze auf dem wegfallenden City-Parkplatz blieben dann für Stadthalle und Kurhaus nur noch 35 Stellplätze übrig. Und das bei bis zu 2100 Gästen bei Stehplätzen in der Stadthalle sowie 500 weiteren im Kurhaus.

Auch Synergieeffekte etwa mit dem Parkhaus Niddaplatz sah Reimer nicht . Die würden durch Einkaufskunden der Innenstadt und Besucher der Burgfestspiele mehr als aufgebraucht. Das führe laut Reimer dazu, dass viele Besucher der Stadt nach erfolgloser Parkplatzsuche Bad Vilbel den Rücken kehrten. Reimer monierte, dass Bürger erst nach der Abstimmung des Ortsbeirats gehört würden. Doch Ortsvorsteher Kurt Liebermeister (CDU) hatte eine Beteiligung zu einem früheren Zeitpunkt zu Beginn der Sitzung abgelehnt.

Für Räder kein Platz

Antworten auf diese Fragen gab es im Ortsbeirat nicht, da Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) wegen Krankheit absagen musste. Doch zu anderen Einwänden konnte jemand Antworten liefern. Birgit Diesing vom Stadtplanungsbüro Diesing und Lehn, das mit dem Bebauungsplan beauftragt ist. Einen leichten Stand hatte sie allerdings auch nicht. Sie musste zugeben, dass für eine Fahrradabteilung im neuen Parkhaus kein Platz zur Verfügung stehe. Ein überirdisches Parkhaus mit mehreren Stockwerken falle nicht in ihre Zuständigkeit, dies betreffe die Gesamtentwicklung der Stadt.

Doch immerhin einmal konnte Birgit Diesing eine positive Antwort geben. Auf die Frage von Christian Mankel (CDU), was Bad Vilbel denn in diesem Gebiet richtig mache, antwortete sie: „Die Kombination Stadthalle/Kurhaus ist wichtig, zumal es in der Innenstadt keine geeignete Halle gibt. Das Hotel ergänzt die Stadthalle sinnvoll, die Kombination die Neue Mitte. Das hält die Kernstadt am Leben.“


Das Projekt war auch Thema bei der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstagabend (6. März; nach Redaktionsschluss).