Karben. Wochenlang war das Müze im Stadtteil Burg-Gräfenrode geschlossen. Das Kontaktverbot in Corona-Zeiten hat den Lockdown notwendig gemacht. Jetzt gibt es wieder erste Präsenzangebote.
Die Tische im Müze-Café sind anderthalb Meter auseinandergestellt und ein Laufweg gekennzeichnet. Im Eingang steht ein Desinfektionsspender. Der Nebenraum mit der Spielzeugecke und den Polstern ist gesperrt.
Sabine Schwertner und Julia Bohne sind dennoch froh, dass das Mütter- und Familienzentrum wieder zum Eltern-Baby-Treff einlädt. »Hauptsache, wir haben das Müze wieder und können miteinander reden«, sind sie sich einig. Dafür nehmen sie auch in Kauf, dass es durch Corona-Einschränkungen nicht mehr ganz so gemütlich ist. »Der Waffelduft fehlt«, bedauern sie, denn der Cafébetrieb findet noch nicht statt. Es sind auch nicht so viele Eltern-Kind-Paare da wie sonst, denn wer kommen will, muss sich vorher online anmelden. Die Zahl der Teilnehmer ist auf sechs begrenzt. Das sei vor Corona alles viel spontaner gewesen und richtig knackig voll, sagt Sabine Schwertner.
Noch kein Alltag
Sie hält ihren fünf Monate alten Sohn im Arm. Für die beiden Kleinen ist die Abstandsregel kein Thema. Krabbelkinder dürfen nicht teilnehmen, bedauert Gruppenleiterin Stefanie Kaufmann. Aber dass es wenigstens für einige wieder losgeht, darüber ist sie froh. Denn das Müze hatte vor Corona einen Einzugsbereich von Karben bis Nidderau und Wöllstadt und war ein gefragter Kommunikationsort für junge Eltern und Kinder. »Wir sind vom Alltag noch weit entfernt, doch wir öffnen langsam und vorsichtig das Haus für kleinere Kursgruppen und Outdoor-Sport-Angebote«, erläutert Marlene Barry, Vorstandsmitglied und Kursleiterin eines Eltern-Baby-Treffs. Mit Engagement sei ein Hygiene- und Abstandskonzept erarbeitet worden.
Angebote für Senioren
Noch nicht möglich sei es, zum Kernangebot des Hauses, dem offenen Müze-Treff »Alte Schule«, zurückzukehren. »Wir haben in den vergangenen Wochen telefonische Beratung angeboten und Video-Online-Treffs, aber das kann jungen Eltern das direkte Miteinander nicht ersetzen«, erklärt Barry. Was sehr gut angenommen worden sei, zählbar an der Anzahl der Klicks, seien die auf der Müze-Homepage eingestellten Kreativ-Ideen gewesen, die Rezepte und Vorschläge für Spiel und Bewegung.
Für die Senioren im Müze sei das Kontakthalten noch schwieriger gewesen, sagt Michaela Eichwede, zuständig für den Bereich Mehrgenerationenhaus. Denn die älteren Menschen seien nicht so versiert und interessiert an Online-Angeboten. Doch jetzt habe die Landesregierung die ersten Lockerungen für Senioren auf den Weg gebracht. »Wir werden in einer Abfrage das Interesse an Treffen klären«, sagt Eichwede. Ob Strickkränzchen oder Kaffeeplausch. Es sei möglich, sich mit Abstand an die Tische zu setzen. Ideen gebe es genug und mit der Erarbeitung und Umsetzung von Hygiene-Konzepten und Abstandsregeln hätten sie mittlerweile Erfahrung.
Während der Corona-Krise hat sich der Vorstand häufiger ausgetauscht als üblich. Zwar ist die Finanzierung des Mütter- und Familienzentrums im laufenden Jahr gesichert, aber einige Mitarbeiter und Kursleiter mussten in Kurzarbeit gehen und/oder haben Einnahmeausfälle gehabt. Langfristig könne es durchaus Probleme geben, wenn das Haus nur eingeschränkt öffnen kann, räumt Barry ein.
Doch vor allem treibt den Vorstand um, welche Folgen Kontaktverbot und Socialdistancing auf ihre bislang so erfolgreiche Arbeit haben wird. Was hat das mit den jungen Eltern gemacht, den Kindern und den Senioren, die wochenlang zu Hause waren, ohne das vertraute Müze-Angebot.