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Der Tod wird bunter – Bestattungsunternehmer Rudolf Jeckel spendet 2500 Euro für die Kinder- und Jugendarbeit der Kunstschule

Bad Vilbel. Die poppig bemalten Särge und Urnen von vier Künstlerinnen des Kunstvereins zum bundesweiten „Tag des Friedhofs“ erregen bis heute die Aufmerksamkeit von vielen Bürgern. Präsentiert wurden sie einem größeren Publikum im Oktober in der Ausstellung „Trauer – nicht nur Schwarz-Weiß“ des Kunstvereins. Von der Galerie in der Alten Mühle wechselten die künstlerisch gestalteten Urnen und Särge ins Schaufenster der Pietät Jeckel. Und erfreuen sich dort erneut großer Aufmerksamkeit bei Passanten und Kunden. Diese bleiben stehen, sehen sich den dort ausgestellten Sarg und die beiden Urnen an und lesen die dazugehörigen Zeitungsberichte.

„Ein Sarg im Schaufenster ist ein Novum. Viele Bestatter verbannen Särge und Urnen ins Hinterzimmer. Die Resonanz bei meinen Kunden auf die beiden Urnen und Särge ist sehr, sehr gut“, berichtet Rudolf Jeckel. Ausgestellt sind die grüne und eckige Urne „Friedwald“ von Marie Luise Neugebauer und die leuchtend bunte Urne mit abstraktem Motiv von Herta Maria Reitz. Zwischen den beiden Urnen steht im Schaufenster, der von Ingrid Strohkark mit grüner Acrylfarbe grundierte Kiefernholzsarg „Mond“. Die Frankfurter Malerin sieht im Mondzyklus ein Symbol für Geburt und Wachstum, Tod und Auferstehung. Umrankt werden die Monde von Efeu als Sinnbild für ewiges Leben, Unsterblichkeit und Treue.

Bereits verkauft ist der von der Nicole Sofie Wächtler mit Schlangen, Rosen und Herzen bemalte Pappelholzsarg „Lebensweg“. „Alle sind Symbole der Heilung, der Liebe, des Todes und des Paradieses“, sagt die Vilbeler Designerin. „Der Sarg wurde von den Angehörigen, dem Personal im Krankenhaus und dem des Krematoriums bewundert“, berichtet Rudolf Jeckel der Künstlerin. Die Urne „Friedwald“ hatte sich bereits eine Bewohnerin der Quellenresidenz bei der Vernissage bis zum 24. Dezember reservieren lassen. Sie fand die grüne Urne mit dem Wurzel-Ast-Motiv auf Anhieb schön. Sollten ihre Kinder Weihnachten zustimmen, dann will sich die Seniorin die Urne kaufen.

„Bei den hier gezeigten Urnen und Särgen handelt es sich um individuell bemalte Unikate. Dagegen sehen die gängigen Designersärge aus wie mit Fototapete beklebt“, urteilt der Bestatter. Die kreative Auseinandersetzung mit Tod und Trauer ist zwar seit Jahrhunderten ein Thema von Künstlern, fiel den Mitgliedern aber nicht leicht. „Ich zögerte lange und hatte am Ende nur acht Tage für die Bemalung meiner Urne Zeit“, erzählt Marie-Luise Neugebauer. Die Auseinandersetzung „mit einem nicht gerade leicht gängigem Stoff“ wühlte sie auf und beschäftigte sie noch im Traum. Dort führte sie „Telefonate“ zum Thema mit ihrer fünf Jahre zuvor verstorbenen Mutter. Ingrid Strohkark und Nicole Sofie Wächtler sahen in ihren Särgen vor allem Kunstobjekte. Sie fanden die Gelegenheit, ihrem individuellen Empfinden von Trauer und Tod durch die künstlerische Auseinandersetzung Gestalt geben zu können, interessant. Der Umgang mit dem sensiblen Thema Trauer und Tod sei sehr wichtig.

Wer seine Särge oder Urnen von Künstlern individuell gestaltet haben möchte, kann sich an den Kunstverein wenden. Rudolf Jeckel rundete den bereits erhaltenen und zu erwartenden Erlös aus dem Verkauf der vier Objekte auf. Er überreichte an Cornelia Weinheimer einen Scheck über 2500 Euro. Mit diesem Betrag werde die Kinder- und Jugendarbeit des Kunstvereins gefördert, versicherte Weinheimer in ihren Dankesworten.