„Der Tod ist tot! Das Leben lebt! Du Welt, dir soll vor nichts mehr grauen. Und ob dein Herz erschrickt und bebt, Du sollst den Herrn des Lebens schauen. Der Tod bezwingt das Leben nicht. Gott ist, der allen Tod zerbricht. Wer’s glauben mag, der glaub den Tod, ich will das Leben glauben.“
Das sind Worte des Pfarrers und Liederdichters Arno Pötzsch. Er lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und kannte deshalb Leid und Not, Sterben und Tod aus eigener Anschauung. Und doch wagt er es, mit einer geradezu kindlichen Siegesgewissheit in poetische Formen zu gießen, was wir an Ostern gefeiert und verkündet haben. Er proklamiert den Sieg des Lebens über den Tod.
Tatsächlich lässt er sich in seinen Gedichten den Gedanken nicht madig machen, dass es einen Größeren gibt, der alles in seinen Händen hält, bei dem wir geborgen sind, was auch geschieht. Einer seiner Texte hat Eingang in das Evangelische Gesangbuch gefunden und ist vielen Menschen bekannt: „Meinem Gott gehört die Welt, meinem Gott das Himmelszelt, ihm gehört der Raum, die Zeit, sein ist auch die Ewigkeit.“
Ich finde das bewundernswert. Dieses feste Vertrauen darauf, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Solche Gedichte, solche Lieder stecken mich an und helfen auch mir, mit solchen Vertrauen mein Leben zu gestalten. Denn die Gewissheit, dass der Tod am Ende nur ein vorletztes Wort spricht, Gott aber das letzte behält, der macht auch mitten im Leben Mut. Warum? Weil deutlich wird, dass kein menschliches Scheitern vergeblich sein muss. Gerade dort, wo der Tod schon mitten im Leben nach uns greift und uns unsere Sterblichkeit deutlich vor Augen führt, brauchen wir nicht zu verzagen.
Krankheit, Angst, mangelnder Mut, Streit und Einsamkeit, all das sind keine letztgültigen Dinge. Sie sagen nur etwas Vorläufiges, über dem Gott sein endgültiges Wort der Liebe sprechen wird. Deshalb dürfen wir es wagen, in Krankheit zu beten, in Ängsten nach Halt zu suchen, Gott unseren Kleinmut anzuvertrauen, im Streit Versöhnung zu riskieren und in der Einsamkeit nach Hilfe zu rufen. Selbst, wenn wir im Alter von allem zugleich betroffen sind, scheint in den Texten von Arno Pötzsch auf, dass wir keineswegs zum stillen Leiden und Abschiednehmen verdammt sind. Denn: „Zum Lieben sind wir lebenslang gerufen, niemals aber so wie im Alter, da die Liebe hier alles bedeutet. … Und wenn wir nichts mehr zu tun vermögen und vielleicht nur noch stille liegen und leiden müssen, so können wir doch immer die Werke Gottes tun, selbst aus seiner Liebe leben, Gottes Liebe in die uns verbliebene eng gewordene Welt hineingeben, in der Einsamkeit des Alters liebende Gedanken denken, liebend Gottes Geschöpfe umfassen, liebend unsre Nächsten umsorgen, liebend für die Welt beten.“
Wo das geschieht, da gilt schon mitten in dieser Welt: „Der Tod ist tot! Das Leben lebt! Du Welt, dir soll vor nichts mehr grauen… Gott ist, der allen Tod zerbricht. Wer’s glauben mag, der glaub den Tod, ich will das Leben glauben.“ Diese ansteckende Gewissheit wünscht auch Ihnen in dieser nachösterlichen Zeit
Ihr Pfr. Ingo Schütz
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel