Eine besondere Bescherung erleben Bad Vilbeler Schüler stets vor Weihnachten: Die Brüder René und Dennis Di Rienzo lesen alle Jahre ein selbst komponiertes Hörbuch, das sie zu effektvollen Bildern live vorlesen und einsingen. In der Saalburgschule lüfteten sie jetzt das Geheimnis um den „Teufel mit den drei goldenen Haaren“.
Bad Vilbel. Benjamin ist wahrlich ein „Glückskind“. Die Hauptfigur des 1819 von den Brüdern Grimm veröffentlichten Märchens ist ein Waisenjunge, den ein Müllerspaar großzieht. Weil es heißt, er werde zukünftiger König, trachtet ihm der aktuelle Amtsinhaber nach dem Leben. Doch Benjamin gewinnt am Ende des Teufels Großmutter als Komplizin. Und den habgierigen König trifft ein ewiger Fluch.
Grimms Märchen verwandeln René und Dennis Di Rienzo in ein vor Optimismus sprudelndes Abenteuer über einen tapferen Jungen, der die Welt erobert. Drei Mal füllten die Brüder in der vorigen Woche damit die Aula der John-F.-Kennedy-Schule (JFK), und unterhielten auch die benachbarten Saalburg-Grundschüler. In dieser Woche zeigen die Di Rienzo-Brüder ihr Stück im Büchner-Gymnasium, in der Stadtschule und in der Brunnenschule.
Bilderbuch gab Anstoß
Die Multimedia-Lesung der Brüder ist keine eingekaufte Bespaßung, sondern ein Projekt, das Musik- und Deutschlehrer René Di Rienzo und der Alte-Mühle-Kinomacher Dennis Di Rienzo neben ihrem Alltag stemmen, gemeinsam mit einem Musiklehrer aus Köln, Sascha Klein.
Alles fing 2007 an, als der Coppenrath-Verlag anfragte, ob sie ein Bilderbuch zum Hörbuch verwandeln möchten. Daraus entstand zunächst ein vierteiliges Werk. In dem populärsten Stück über den Nikolaus sang 2007 der Kennedy-Schulchor so gut, dass er mit in die Hörspiel-Produktion übernommen wurde.
Inzwischen geht die Lesung schon ins sechste Jahr. Sie ist echte Teamarbeit. „Nebenbei, ich nehm’ dafür Urlaub“, betont Dennis Di Rienzo. Er, sein Bruder und der Kölner Lehrer Sascha Klein übernehmen Texte und Komposition, „wir teilen uns die Kapitel auf“, ergänzt René Di Rienzo. Oft sei es schwierig, aus zum Teil nur einer Seite langen Vorlagen starke Erzählungen zu machen. „Und wir sind nicht mehr in 1975“, betont Dennis Di Rienzo. Die Kinder seien Kino und 3-D-Effekte gewohnt, „da muss man viel mehr bieten.“
Auch Illustratorin Cynthia Würschmidt greift deswegen tief in die Effektekiste. Wenn Benjamin, der Glücksjunge, wieder nach Hause geht, scheint sich unter ihm die Wiese wie ein Planet zu drehen. Und die Bösewichte sind richtig böse. So wie der fiese Herodes, der dem Jesuskind nach dem Leben trachtet – oder der gemeine König, der Benjamin verfolgt. Dennoch sind die Geschichten nicht schwarz-weiß, es geht darin auch um soziales Miteinander. „Und so geh’ ich meinen Weg“, singt Dennis Di Rienzo für die Figur Benjamin – „aber nicht blind / und schau’, wo meine Freunde sind“. An anderer Stelle lassen die Di Rienzos den Teufel schimpfen über „diesen Gestank aus Selbstwertgefühl und Glück“.
Immer wieder gefeilt
Noch aber ist der „Teufel“ nicht als Hörbuch veröffentlicht. Die Bad Vilbeler Schüler sind jetzt das Testpublikum. Sie würden merken, wenn es irgendwo langweilig wird oder diffus, dann müsste umgeschrieben werden. An der jetzt präsentierten Geschichte wurde schon kräftig gefeilt. „Das ist die siebte oder achte Fassung“, sagt Dennis Di Rienzo. Ein neues Hörbuch ist noch nicht geplant. Es solle keine Disney-Story werden, betont Dennis Di Rienzo. Sonst seien die Kinder zu voreingenommen. Auf Tournee wollen die Brüder nicht mit den Mini-Musicals gehen: „Es soll uns Spaß machen und nicht zur Pflicht
Weitere Informationen im Internet unter www.dirienzo.de.