Der Umzug ins neue Rathaus ist vollzogen. Davon konnten sich die Bürger am vergangenen Samstag beim „Tag der offenen Türen“ im neuen Gebäude überzeugen und sich in dem modernen Gebäude ausgiebig umsehen.
Bad Vilbel. „Von der Parkstraße an den Sonnenplatz – wenn das keine Steigerung zumindest bei der Adresse ist“, amüsierte sich Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) bei der Begrüßung der vielen Ehrengäste und der etwa 150 Bürger, die zu der Besichtigung der neuen Immobilie am Samstag gekommen waren.
Neu ist das Gebäude zwar nicht, das nun die Verwaltung der Stadt beherbergt, doch es ist größer, moderner und vor allem vereint es nun alle Ämter unter einem Dach“, wies Stöhr auf den wesentlichen Grund für den Umzug hin. Und damit ähnelt der Einzug in das neue Rathaus dem Vorgang von 1978, als aus dem ehemaligen Kurheim Magarete der Verwaltungssitz der Stadt wurde. In gewissem Sinne habe der Umzug sogar einen symbolischen Charakter, „denn das enorme Wachstum der Stadt in den vergangenen Jahren lasse sich besser aus den ehemaligen Räumen einer Bausparkasse als einem Kurheim steuern“, erklärte Stöhr. Der Rathauschef ging sodann noch einmal kurz auf die Fakten ein. Für acht Millionen Euro, drei Millionen für das Grundstück und fünf für das Gebäude, wurde die Immobilie von der Wüstenrot und Württembergische (W&W) Bausparkasse in Dortelweil gekauft. Ein Glücksfall, mit dem vorher niemand gerechnet hat.
Erst im Mai hatte Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU), der ehemalige Leiter der Dresdener Allianz Bausparkasse AG und Erbauer des Hauses am Sonnenplatz, den Umzug vorgeschlagen. Danach sollte der Immobilien-Eigenbetrieb der Stadt, den Stadtrat Klaus Minkel (CDU) ehrenamtlich leitet, das Areal samt dem Gebäude kaufen und an die Stadt weiter vermieten. Diese wird dort die auf mehrere Standorte verteilte Stadtverwaltung zusammenführen.
Weil das Raumangebot in dem Gebäude selbst den Bedarf der Stadtverwaltung übersteige, könne ein Teil sogar noch weiter vermietet werden, sodass die Stadt nach dem Umzug kaum höhere Kosten tragen müsse.
„Es wird also keinem Verein, keiner Einrichtung oder keiner städtischen Leistung etwas weggenommen. Ein solches Finanzierungsmodell dürfte bundesweit einmalig sein“, lobte Stöhr vor allem Stadtrat Klaus Minkel, mit dem er zusammen das Verhandlungspaket erstellt habe. Sie beide und auch die damit befassten Gremien hätten jedenfalls in dem Umzug des Rathauses eine „einmalige Chance“ gesehen und sie auch ergriffen. Denn für dieses Geld könne die Stadt weder einen Neubau errichten, noch eine ähnliche Immobilie erwerben.
Das war allen Beteiligten schnell klar. Wegen der Kostenfrage waren 1997 Neubaupläne für ein Rathaus beerdigt worden, weil erste Berechnungen auf 25,7 Millionen hinausgelaufen seien, einen hohen Betrag, den man damals schon nicht hatte. Sechs Außenstellen sind nun in dem neuen Rathaushausgebäude unter einem Dach vereint – zur Arbeitserleichterung der Mitarbeiter wegen der kürzeren Wege von einer Dienststelle zu anderen und auch zum Vorteil der Bürger, denn ihnen bleibt nun so mancher Doppelgang erspart. Ausgekoppelt bleiben lediglich das Bürgerbüro und das Tourismusbüro, die im Kurhaus wegen der Nähe zum Zentrum, ihren Standort haben.
Der Umzug erfolgte in Rekordzeit. Eine vorbildliche logistisch Vorbereitung machte es möglich, innerhalb einer Woche den Umzug zu bewerkstelligen. Doch um ein Haar hätte es am Ende beinahe doch noch eine Panne gegeben. Weil die Telefonanlage der Bausparkasse viel zu üppig war, sollte sie gegen eine neue und zudem modernere Anlage ersetzt werden. Dafür reichte aber die Zeit nicht aus. Die Installierung der neuen Anlage kann erst Mitte Februar 2016 erfolgen, so die Auskunft des Telefonanbieters. Aber man schaffte auch diese Hürde. „Eine Stadtverwaltung ohne Telefon, das wäre eine Steilvorlage für jede Karnevalssitzung“, schilderte Stöhr die möglichen Konsequenzen. Mit etwas guten Willen auf allen Seiten habe man schließlich auch dafür eine Lösung gefunden.
Nach der symbolischen Schlüsselübergabe von Stadtwerkechef Minkel an das Stadtoberhaupt Stöhr durften dann die Bürger sich von den Vorzügen des neuen Rathauses überzeugen – an diesem Tag sogar mit kostenloser Verpflegung. Und man hörte viel Zuspruch und Lob von allen Seiten. Für die Stadtverwaltung hat damit die Moderne begonnen, eine neue Ära in einem angemessenen Haus.