Karben. So sieht ein aufgeräumter Schreibtisch aus: Ganz niedrig sind die drei, vier Papierstapel. Tastatur, Flachbildschirm, Schreibunterlage, Telefon. Fertig. Allzu viel Zeit verbringt Jörg Malkemus (50) hier offenbar noch nicht. Kein Wunder: Er arbeitet seit Anfang April als Heimleiter im Altenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Und zunächst ist für den Diplom-Pflegewirt das Kennenlernen des Heims, seiner 80 Bewohner und der rund 60 Mitarbeiter wichtiger als der Schreibkram.
„Das ist eine neue Herausforderung für mich“, sagt Malkemus und sitzt in seinem noch reichlich leeren Büro. „Das Arbeiten hier ist ein Stück freier als im ambulanten Bereich“, sieht Malkemus einen klaren Vorteil des Altenheims.
Er muss es wissen: Von 1999 bis 2003 war er stellvertretender Pflegedienstleiter eines ambulanten Pflegedienstes in Gießen. Dann wechselte er als Pflegedienstchef in ein Frankfurter Altenheim, von dem aus er zum April nach Karben wechselte. „Die sehr gute Pflege hier möchte ich weiterführen“, sagt er. Und weiß, dass er dafür motivierte Mitarbeiter braucht. Anders als in der Krankenpflege, bei der sich viele Arbeiten an medizinischen Notwendigkeiten orientierten, sei die Altenpflege persönlicher: „Sie geht über eine längere Zeit, da baut man eine Beziehung auf“, genießt er selbst den Kontakt zu den Heimbewohnern. „Dafür muss man geboren sein.“
Dass Malkemus für die Altenpflege geboren ist, bemerkte er vergleichsweise spät. Denn seine Ausbildung schloss er 1982 am Kreiskrankenhaus Lich als Krankenpfleger ab. Bis 1999 blieb er dort, bildete sich zum Intensiv-Fachpfleger fort, machte seinen Diplom-Pflegewirt, studierte in Frankfurt Pflegemanagement. Zuletzt leitete er in Lich kommissarisch die Pflege auf der Intensivstation. „Die Erfahrungen aus dem sehr eigenständigen Arbeiten aus der Intensiv-Zeit kommt mir sehr zugute“, schätzt Malkemus. Denn das eigenständige Arbeiten sei es auch, was die Altenpflege ausmache. „Das unterscheidet Krankenpflege und Altenpflege sehr“, findet der 50-Jährige.
Wenn er das Büro hinter sich lässt, zieht es ihn in der Freizeit zusammen mit seiner Lebensgefährtin oft zum Paddeln. Im Faltboot haben die beiden schon Flüsse und Seen in ganz Europa erkundet. Die Dordogne in Frankreich ist sein Lieblings-, die Lahn sein Heimatfluss. „Dort genieße ich die Ruhe und die Natur“, schwärmt Malkemus. „Da kann man gut die Batterien wieder aufladen nach dem Stress.“
Dass die bisherigen Leiter des Altenzentrums reichlich Stress hatten und der Chefsessel damit für sie zum Schleudersitz wurde, ficht Malkemus nicht an. Denn er ist schon der vierte Leiter seit der Eröffnung des Hauses 2004. Seine Vorgängerin Katja Werwie (37) hatte das ASB-Altenzentrum im vergangenen November nach nur einem Jahr wieder verlassen – weil die Auffassungen zwischen ihr und der Leitung der hessischen ASB-Altenheime über die Leitung des Hauses auseinander drifteten. Er habe „davon gehört“, dass schon mehrere Kollegen nach kurzer Zeit wieder gegangen seien, sagt Malkemus. Über das Warum wisse er aber nichts. Klar für ihn ist: „Ich will hier nicht nach einem Jahr wieder gehen.“ (dpg)