Karben. Wer im Baugebiet Kalkofen in Groß-Karben wohnt, muss gut zu Fuß sein und einiges an Kraft haben. Denn es gibt nur zwei Wege ins Gebiet und aus ihm heraus. Entweder weit außen herum oder kurz über eine steile Treppe. Entsprechend gibt es die Forderung nach einem barrierefreien Zugang. Doch wie kann der aussehen und wann wird er gebaut?
Patrizia Schumacher wohnt mit ihrer Familie »dort oben, mitten im Wohngebiet«. Sie deutet bei einem Ortstermin an der steilen Treppe, die das Wohngebiet Kalkofen mit dem Ortskern verbindet, nach oben. »Wenn ich meinen Sohn morgens in die evangelische Kita Pestalozzistraße bringe, muss ich außen herum gehen«, sagt Schumacher. Denn sie hat nicht nur ihren fünfjährigen Sohn an der Hand, sondern ihre zweijährige Tochter im Kinderwagen. Außen herum heißt in dem Fall: Aus ihrer Wohnstraße geht sie zunächst in die Straße Talblick, dann weiter bis zum Waldhohlweg und den dann ganz hinunter bis zum Karbener Weg. »Schöner und kürzer wäre es natürlich, wenn ich den direkten Weg nehmen könnte«, sagt die Karbenerin.
Wie ihr ergeht es auch Heike Behrens, die mit ihrem dreijährigen Sohn ebenfalls jeden Morgen hoch zum Talblick muss, ehe sie den Waldhohlweg hinuntergehen kann. »Das ist ganz schön mühsam und dauert halt auch.«
Der kürzere Weg, den die Mütter am liebsten gehen würden, ist aber alles andere als barrierefrei. »Dort oben wohnt eine Familie mit einem Kind im Rollstuhl«, sagt ein Bewohner. Andere sind an diesem Morgen gleichfalls erschienen, als sie gehört haben, dass der Reporter sich mit den beiden SPD-Ortsbeiräten Christel Zobeley und Hans-Jürgen Kuhl im Neubaugebiet treffen will. Die beiden fordern schon lange einen barrierefreien Zugang ins Neubaugebiet.
Die Forderung ist keineswegs neu. Seit geraumer Zeit befasst sich der Ortsbeirat mit dem Thema, zuletzt bei einer Ortsbegehung im Sommer. Nun hatte die SPD zur letzten Sitzung des Stadtparlaments eine Anfrage an die Stadt eingereicht. Konkret fragte sie nach dem Planungsstand für eine Rampe und den Zeitpunkt des Baus.
Schwierige Bedingungen
Zum Ortstermin sind aber nicht nur Mütter mit Kinderwagen erschienen, sondern beispielsweise auch Sabrina Penkwitt. Sie ist ständig mit dem Fahrrad unterwegs. »Ich muss fast immer nach unten in den Ort«, beschreibt sie. Als sie ihr Rad die Stufen herunter trägt, wird klar, warum auch sie für den Bau einer Rampe plädiert.
Damit stoßen die Anwohner durchaus auf offene Ohren bei den Verantwortlichen der Stadt. Allerdings ist das alles nicht ganz so einfach. Denn die topografischen Gegebenheiten sind schwierig, und dann hat es auch Widerstand von anderen Anwohnern gegeben. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) sagt, die Anwohnerinnen und Anwohner des Hauses Karbener Weg/Waldhohlweg hätten sich gegen eine Rampe vor ihrem Haus gewehrt.
Zudem verweist der Bürgermeister darauf, dass die Stadt durch ein Ingenieurbüro mehrere Varianten habe prüfen lassen. Genau diese Ausführungen bilden auch die Antwort auf die SPD-Anfrage. Darin heißt es, theoretisch wäre der Bau eines Aufzugs möglich, aber mit hohen Folgekosten und »hohem Vandalismusrisiko« verbunden.
Die Ingenieure haben dann zwei Varianten mit Rampen geprüft. Ausführlich wird dargelegt, dass eine solche Rampe rund 47 Meter lang wäre und zudem entsprechende Stützmauern zu errichten wären.
Wie der Bürgermeister ergänzend mitteilt, werde aktuell eine Rampe links neben der Treppe in Richtung Heldenberger Weg/Lindenplatz favorisiert. In der Verwaltung will man diese Variante nun visualisieren und im Januar den Anwohnern vorstellen. Die Rampe könnte zusammen mit dem Spielplatz gebaut werden, der auf dem noch freien Grundstück neben der Treppe entstehen soll.
Die Planung solle auch im Ortsbeirat vorgestellt werden. Wenn man sich mit den Bewohnern sowie den Ortsbeiräten einig werde, könne die Realisierung erfolgen.
Bis also Patrizia Schumacher, Sabrina Penkwitt und die anderen betroffenen Einwohner zwischen Kornblumenweg, Am Sonnenberg und Alter Gärtnerei auf kurzem Weg ins Wohngebiet hinein- und wieder herauskommen, dürften noch etliche Monate vergehen. Aber immerhin: Eine Lösung scheint in Sicht.
Von Holger Pegelow