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Der Frühling ist da! – Stadtverschönerung als Ausbildungsberuf: Drei Lehrlinge

Bad Vilbel. Hinter dem Bauhof beginnt das große Blühen. Auf 750 Quadratmetern Gewächshausfläche und weiteren 400 Quadratmetern mit Folie abgedeckten Beeten wachsen die Blumen und Sträucher, die schon seit Anfang März in Parks und an Straßenrändern verteilt werden. Klaus Weber und sein Team bereiten sich schon jetzt auf die Sommerbepflanzung vor, die nach den Eisheiligen Mitte Mai ausgebracht werden soll. Für Weber ist es die letzte Saison, er wird im nächsten Jahr 65 und geht in den Ruhestand.

Doch auch seine rechte Hand, Mareike Hubeler (29), hat schon mit 16 ihre Ausbildung bei der städtischen Gärtnerei begonnen. Auch Felicia Buchta (17), die gerade mit Praktikantin Svea Gundolf (16) Fleißige Lieschen vereinzelt, freut sich, dort eine Lehrstelle gefunden zu haben – als Gärtnerin im Zierpflanzenbau. Die Ausbildung sei sehr abwechslungsreich, es werde auch nicht nur im Gewächshaus gearbeitet. Es gebe nur noch wenige Gärtnereien, die überhaupt selbst ausbildeten, ergänzt Weber. Die meisten seien nur noch als Händler tätig oder hätten sich auf Monokulturen wie Erika spezialisiert. Bei der Stadt geht es etwas vielfältiger zu. Im großen Stil wurden bereits im November 40 000 Blumenzwiebeln gesetzt, die jetzt aufblühen: Krokusse, Narzissen, Hyazinthen und Tulpen. Sie haben zwei Leben. Im Herbst müssen sie heraus aus den Beeten, weil diese umgegraben werden. Dann finden die Blumen Obdach im Gewächshaus, bevor sie im nächsten Frühjahr ausgewildert werden und etwa den Schöllberg verschönern. Auch 4000 bis 5000 Vergissmeinnicht sind gepflanzt worden.

Eine Dauerbepflanzung mache wenig Sinn, meint Weber. Dafür bräuchte es Stauden, und die seien zu pflegeintensiv. Außerdem biete der Pflanzenwechsel im Mai den Lehrlingen mehr Ausbildungsstoff. Leider erfreuen sich nicht nur Passanten, sondern auch Blumenklauer an der aufkeimenden Pracht. Kaum kämen die Zwiebeln in der Erde heraus, da würden manche schon herausgerissen, klagt Weber. Dennoch habe der Schwund etwas nachgelassen. „Die alten Leute, die die Blumen weggenommen haben, sind wohl gestorben“, sagt Weber. „Die jüngeren machen nur Randale, reißen Pflanzen raus“, meint er betrübt: „Am Kneipp-Tretwasserbecken sind die Eiben schon abgerissen, die Rosen hängen schief.“ Doch von solchen Ärgernissen abgesehen, ist Weber sehr zufrieden mit dem städtischen Grün. „Wir züchten selbst“, betont er stolz. Sogar eine Bananenstaude, die bereits grüne Früchte trägt, kann er vorweisen.

Auch für festliche Anlässe sind die Gärtner gerüstet und verzieren – im Rahmen des städtischen Budgets – mit Monstera und anderen Grünpflanzen oder Veilchen oder Primeln im Topf Veranstaltungen im Kurhaus oder im Kulturforum. Für teure Gestecke fehle das Geld.