Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wenn ein Sonntagsredner sich vor großem Publikum zur Europäischen Schule äußert, die er nur flüchtig kennt, dann kann das ins Auge gehen. Zwar bekam er vom uninformierten Teil seiner Zuhörer Beifall. Im Rathaus und bei der Schule meldeten sich dagegen diejenigen, die peinlich berührt waren, Schulkinder sogar verstört. Ob das bedacht war?
Schließlich sind derzeit 288 Kinder aus Bad Vilbel an der Europäischen Schule eingeschrieben und über 200 Eltern betroffen. Deshalb sollen hier einige Irrtümer klargestellt werden:
1. Die Stadt unterstützt die Europäische Schule RheinMain nicht in dem Sinne, dass sie die Schule sponsert.
Das eingebrachte Grundstück wird von der Schule mit demselben Betrag vergütet, den die Stada Arzneimittel AG für das einst geplante Hochregallager gezahlt hätte, nämlich mit rund 200 000 Euro jährlich. Das ist für die Stadt eine vorteilhafte Vermarktung des Grundstücks, wovon alle Bürger in Bad Vilbel den Nutzen haben.
2. Die Stadtwerke setzen zwar rund 40 Millionen Euro ein. Dies Geld wird aber nicht verschenkt. Dem steht eine jährliche Miete von rund 3 Millionen Euro gegenüber, die alle Aufwendungen der Stadtwerke abdeckt und einen kleinen Gewinn ermöglicht. Schließlich sind die Stadtwerke ein Wirtschaftsbetrieb.
3. Land und Kreis haben durch die Schule einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil, da sie beide die Kosten der Beschulung ersparen.
4. Privatschulen, auch die katholischen, sind durch unser Grundgesetz im Grundrechtsteil geschützt. Die Verfassungsväter hatten vor Augen, wie die Nazis die Privatschulen an sich zogen.
5. Die Stadt Bad Vilbel ist nicht Schulträger der öffentlichen Schulen, sondern der Wetteraukreis. Die Stadt führt 58 Prozent ihrer Steuereinnahmen oder 22 Millionen Euro im Jahr an den Kreis ab. Wenn etwas in diesem Bereich nicht stimmen sollte, wäre die Europäische Schule der absolut ungeeignete Ort für Demonstrationen.
6. In finanziell besseren Zeiten hat die Stadt dem Kreis Schulen gebaut und finanziert. Die Grundschule in Dortelweil-West galt seinerzeit als die schönste Schule im Kreisgebiet.
Unter schlechteren finanziellen Bedingungen ist die Stadt weiterhin bereit, für den Kreis tätig zu sein, aber in Konditionengleichheit zu den finanziellen Bedingungen der Europäischen Schule.
7. Die 10 Prozent einkommensstärksten Teile der Bevölkerung zahlen 50 v. H. der Steuern. Es ist das Elternrecht nach dem Grundgesetz, die Schule frei wählen zu dürfen. Indem auch hohe Schulgelder gezahlt werden, wird es ermöglicht, dass Eltern ohne oder mit niedrigem Einkommen ohne oder mit niedrigem Schulgeld ihre Kinder an die Europäische Schule RheinMain schicken können.
8. Wenn die Schule so gut geraten ist, dann sollte das nicht Anlass zu scheeler Neidsucht sein, sondern Grund zur Freude. Auf der Welt wäre vieles zu verbessern. Da schaden gute Beispiele als Vorbild nicht.
9. Es wurde nicht ein Protzbau errichtet. Die Baukosten sind nämlich mit rund 2 000 Euro/Quadratmeter Bruttogeschossfläche einschließlich Mehrwertsteuer sehr günstig. Die Inneneinrichtung, für die die gemeinnützige Stiftung Dr. Jehners finanziell verantwortlich ist, folgt übrigens bei den kostspieligsten Teilen, den naturwissenschaftlichen Räumen, den Ausbaustandards des Wetteraukreises, der sehr gut beraten hat.
Es ist also nicht pauschal alles schlecht, was an den öffentlichen Schulen geschieht.
In diesem Sinne grüßt herzlich
Der Magistrat der Stadt Bad Vilbel