Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
vor gut 35 Jahren wurde uns das Waldsterben versprochen. Die Aufregung war so groß, dass Fernsehen, Rundfunk und Presse voll davon waren, dass die Aufregung sogar ins Ausland überschwappte, so dass „le Waldsterben“ ein Lehnwort in Frankreich wurde. Unbedarfte nahmen sogar die nadelabwerfenden Lärchen als Beleg für das Waldsterben. Diese Aufregung hat sich sehr gelegt, da es ersichtlich nicht eingetreten ist. Stattdessen werden andere Katastrophen an die Wand gemalt, deren Eintritt aber ständig nach hinten verlegt werden muss.
Vom Waldsterben übrig geblieben ist die Aufregung um nahezu jeden gefällten Baum. Aber auch hier wäre mehr Gelassenheit angebracht. Inzwischen gibt es 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland. Seit 1970 hat Deutschland 1 Million Hektar Wald hinzubekommen. Das sind 10.000 Quadratkilometer oder ungefähr das Fünftausendfache des Vilbeler Stadtwaldes oder eine Fläche halb so groß wie das Bundesland Sachsen-Anhalt. Der deutsche Holzvorrat beträgt 3,7 Milliarden Kubikmeter. Das sollte doch beruhigen.
In Bad Vilbel ist die Lage ähnlich gut. Wirkliche Belege für das Waldsterben gab es hier zu keiner Zeit. Während in früheren Zeiten der Stadtwald zur Einnahmenerzielung bedenkenlos abgeholzt und als Bauland verhökert wurde, konnten in geduldiger Arbeit diese alten Umweltsünden wieder ausgeglichen werden. Zudem entstanden teils sehr ausgedehnte Feldholzinseln, Dortelweil-West wurde begrünt, der mit Tausenden Gehölzen bestandene Golfplatz wurde gegen unsinnigen Widerstand durchgesetzt, unlängst wurden vor Gronau 25.000 Bäume gepflanzt, auch innerstädtisch nahm der Baumbestand im öffentlichen Bereich ständig zu.
Nicht 10.000 bis 11.000 Bäume, wie vermutet, sind in der Pflege des Gartenamtes. Es sind 16.000, wie eine Bestandsaufnahme im letzten Jahr ergab. Selbst wenn man eine Lebensdauer von durchschnittlich 150 Jahren unterstellte, bedeutet dies, dass jährlich mindestens 100 Bäume abgängig sind.
Zudem kommt das Problem der Gehölzpflege. Wenn sich die Bäume zu sehr im gegenseitigen Wachstum bedrängen, muss der eine oder andere Baum weichen.
Im Ergebnis nimmt die Biomasse trotzdem jedes Jahr in Bad Vilbel beständig zu, da vom Zuwachs des Stadtwaldes nur rund die Hälfte gefällt wird. Weniger ist kaum möglich, wenn man sich nicht von der natürlichen Verjüngung des Waldes verabschieden wollte. Dies ist für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes notwendig, damit auch die kommenden Generationen noch Freude an Bad Vilbels grüner Lunge haben werden.
In diesem Sinne grüßt herzlich
Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel
P.S. Wie schon früher hat der Magistrat in diesen Tagen wieder Haushaltsmittel zur Ergänzung der Streuobstbestände bereitgestellt.