Mit dem fröhlichen Lied „Alle Kinder lernen lesen hier und anderswo“ umrahmte Gitarrist und Sänger Gottfried Lehr mit Tochter Caroline (12) die Überreichung der Sprachzertifikate an sieben Flüchtlingskinder und Jugendliche und eine junge Erwachsene in der Lernwerkstatt von Corinna Trapp.
Bad Vilbel. „Hörst Du im Hof die kleinen Kinder singen, hoffnungsvoll und froh von Sonne, Mond und Sternen, hier und anderswo?“, fragte das Duo singend seine aufmerksamen Zuhörer. „Sie singen von Indianern und auch vom Eskimo, alles kleine Freunde hier und anderswo“. So wie im Lied des Vilbeler Liedermachers Lehr hatten sich auch an diesem Nachmittag „alles kleine Freunde nur aus „einem andern Land“ eingefunden, um miteinander fröhlich zu sein und ihren teils hart erarbeiteten Erfolg zu feiern. Seit dem 15. Januar hatten Rani (8), Antoine (17), Dayana (20), Dilara (7), May (15), Omar (15), die alle aus Syrien kommen, Sharham (14) aus Afghanistan und Yafet (6) aus Eritrea einmal in der Woche je 90 Minuten lang in der Lernwerk-statt von Corinna Trapp Deutschunterricht erhalten.
Die Lehrmittel, die Pausenverpflegung und Lernpaten wurden von der Lernwerkstatt gespendet beziehungsweise vermittelt. Die Unterrichtsgebühren für die Dozentenstunden trug die „Miriam Kaldenbach Stiftung“.
Ihren eigenen Unterricht stellte Corinna Trapp nicht in Rechnung.
Voller Stolz und mit strahlenden Gesichtern nahmen alle Kinder bis auf Yafet, der zur Feier nicht kam, ihre Sprachzertifikate entgegen. „Alle haben mit der Note eins abgeschlossen“, verkündete eine stolze Corinna Trapp. Und fügte hinzu: „Keiner hat je gefehlt. Alle waren immer pünktlich, fleißig und fröhlich.“ Die Kinder erhielten Meisterurkunden der Grundstufe A1/2 und die Jugendlichen Zertifikate des Sprachniveaus A1/2 gemäß des europäischen Referenzrahmens überreicht.
Zu dem Erfolg gratulierte den Sprachschülern Elif Göcen, die in der Lernwerkstatt eine Ausbild-ung zur Kauffrau für Büromanage-ment macht. Sie will angeregt durch die positiven Erfahrungen mit den Sprach- und Betreuungsschülern nach ihrer Ausbildung in der privaten Bildungseinrichtung Deutsch und Mathe fürs Lehramt an Grundschulen studieren.
Ehrengäste bei der Feier mit Tee, Kaffee, Kuchen und Spezialitäten aus den Herkunftsländern der Kinder und Jugendlichen, waren Susanne Förster als Vertreterin der Stadt Bad Vilbel und Rebecca Kaldenbach, die stellvertretende Stiftungsvorsitzende. Für ihre Unterstützung erhielten sie je einen Blumenstrauß überreicht.
„Von den acht Kursteilnehmern haben fünf einen Flüchtlingsstatus. Derzeit haben wir 29 Kinder aus Flüchtlingsfamilien in Bad Vilbel“, sagte Susanne Förster. Alle Kinder sprachen bei ihrer Ankunft bereits Englisch. Betroffen seien die Lernpaten der Flüchtlingskinder aus den Reihen der Lernwerkstatt-Betreuungskinder immer gewesen, wenn sie von den Schicksalen der gleichaltrigen Flüchtlinge hörten, informierte Corinna Trapp.
Zu ihrer Urkunde erhielt jeder Sprachschüler noch ein von Karen Schulz von der Buchhandlung „Das Buch“ gespendetes Bilderbuch, Buch fürs erste Lesen oder einen Kinder- und Jugendroman. Corinna Trapp legte für ihre Musterschüler noch je ein Deutsch-Englisch-Bildwörterbuch obendrauf.
Omar, der die Klasse 8b der John-F.-Kennedy-Schule besucht, sagt: „Die deutsche Grammatik ist schwer. Vor allem die Personalpronomen.“ In den Ferien will er deutsche Bücher lesen und im Herbst am Aufbaukurs teilnehmen.
„Im Deutschen gibt es viele lange Wörter, die sind sehr schwierig wie auch die Artikel“, sagt Dayana. Die junge Frau aus dem syrischen Menbej hat neun Jahre eine Schule besucht. Ab Herbst will sie in Friedberg einen Deutschkurs mit 600 Stunden besuchen. Mit den nötigen Sprachkenntnissen möchte sie ihren Schulabschluss nachholen und eine Ausbildung machen.
Dilara wird am 8. September auf der Ernst-Reuter-Schule eingeschult. Das schüchterne Mädchen ist seit knapp einem Jahr in Bad Vilbel, besucht hier den Kindergarten in der Berliner Straße. Da sie alles spielerisch lernt, hatte sie keine Sprachprobleme.