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Den Schnabel im Wind – Bei „Ente, Tod und Tulpe“ lernen Kinder und Erwachsene, was Theater alles kann

Bad Vilbel. Am Ende sitzen die Schauspielerin, der Puppenspieler und die Musikerin am Bühnenrand und beantworten Fragen von Kindern und Müttern – Väter mit Kindern waren bei der Vorstellung von „Ente, Tod und Tulpe“ in der Alten Mühle am Sonntagnachmittag nicht gesichtet worden.

Von Musikerin Marie Elsa Drelon wollten sie wissen, wie sie denn immer die Töne so passend zu den wunderbaren Spielszenen mit ihren einfachen Instrumenten „produziert“ hat. Sie ist keineswegs nur musikalische Begleiterin neben dem virtuos die Ente in Szene setzenden Heiki Ikkola und Schauspielerin Martina Couturier, die den statuarisch wirkenden Tod als ein zunächst starres, aber dann doch mitfühlendes Wesen lebendig und einfühlsam als stetig anwesenden Teil des Lebens ins Bewusstsein rückt. Zum grandiosen Gelingen gehört auch die von Klaus Dust prägnant, aber nie aufdringliche Lichtregie.

Zwar erschrickt die Ente, als sie hinter der Tulpe den Tod entdeckt, aber ihm haftet nichts Furchtereregendes an, vielmehr verkörpert ihn Martina Couturier als gelassen und hartnäckig auftretendes, etwas rätselhaftes und kaum beunruhigendes Phänomen. „Sieht man mal davon ab, was er wirklich ist“, grübelt die Ente über ihr Bewusstwerden des Todes, „ist er eigentlich gar kein so schlimmer Kerl“.

Stets ist bei „Ente, Tod und Tulpe“ dem jungen wie dem bereits etwas in die Jahre gekommenen Publikum klar, dass alles Theater ist – aber was für ein Theater! Es bedarf keiner ausdrücklichen Erklärung, dass ein quer über die Bühne gespanntes Seil die Wasseroberfläche eines Teichs bedeutet, in dem die Ente den Tod zum „Gründeln“ – also Tauchen – einlädt. So lehrt das Schnabeltier – also die Puppe an der Hand von Heiki Ikkola – den Gevatter Tod, was Leben bedeuten kann: nämlich lustvolles oder auch von Angst geprägtes Empfinden.

Der Tod lernt, was Frieren bedeutet und die Ente muss erleben, wie sie allmählich ihre körperliche und geistige Kraft verliert. Zuvor lässt sie noch einmal – mit Dia-Aufnahmen verdeutlicht – einige Höhepunkte ihres Lebens voll freudiger Nostalgie Revue passieren.

In einem wunderbar magischen Moment zieht Couturiers Tod dann die Ente vom Arm des Puppenspielers Ikkola und beide lassen sie mit der Tulpe unterm Flügel auf dem Teich dahingleiten. Heraufbeschworen wird dabei das letzte nostalgische Dia-Bild als die Ente am Strand mit dem hochgestreckten Schnabel im Wind auch noch nach ihrem Tod das Leben am Meer in ewiger Erinnerung genießt.