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Bad Vilbel. Die »fortwährende Abholzung des Bad Vilbeler Walds« beschäftigt Umweltorganisationen. Anlässlich der jüngsten Sitzung der Kommission für Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft am Montagabend riefen sie zu einer Protestveranstaltung vor dem Kultur- und Sport-forum in Dortelweil auf.Die Kommission, die nicht öffentlich tagt, besteht aus 36 Mitgliedern – Stadtverordneten, Stadträten und »sachkundigen Einwohnern«. Und als solche sind Karin Schmidt vom NABU, Heike Schloßhan-Salomon vom BUND und Gunther Salomon vom Arbeitskreis Wald Mitglied. Sie hatten bereits im Januar zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, in der sie ihre Ansichten zum Bad Vilbeler Wald erläuterten, eine »Waldwende« forderten und auch zur Protestveranstaltung aufriefen.
Ihr Vorwurf: Die Stadt verlasse sich bei der Waldbewirtschaftung auf den Landesbetrieb Hessenforst, dem sie zwar den Rahmen vorgebe, ihm jedoch bei den Maßnahmen freie Hand lasse – was zu massiver Holzentnahme geführt habe, in deren Folge der Wald lichter geworden sei, kein geschlossenes Kronendach mehr sowie verdichtete Böden habe.
Zudem würden Umweltorganisationen, die sich für einen klimagerechten Waldschutz einsetzten, nicht angehört, ihre Vorschläge abgelehnt.
»In der Umweltkommission haben wir das Recht, Fragen zu stellen, und das wollen wir heute tun«, sagt Heike Schloßhan-Salomon vor der Sitzung. »Wir wollen wissen, warum aus dem Bad Vilbeler Wald mehr Holz entnommen wurde als veranschlagt, und die Entwicklungsziele hinterfragen, die Hessenforst für die kommenden zehn Jahre aufstellt.« Vertreter von Hessenforst nahmen ebenfalls an der Kommissionssitzung teil und stellten den Waldwirtschaftsplan der Stadt für dieses Jahr vor. Mehr als 50 Menschen versammelten sich bereits vor Beginn der Sitzung vor dem Kultur- und Sportforum, um die Anliegen der Umweltorganisationen zu unterstützen. »Die Menschen geben uns mit der Demonstration Rückendeckung«, freut sich Heike Schloßhan-Salomon.
Viele seien besorgt über den Zustand des Bad Vilbeler Walds, wendeten sich deswegen an die Naturschutzorganisationen – und folgten deren Aufruf zur Protestaktion. Darunter der 81-jährige Wolfgang Adler, ein gebürtiger Bad Vilbeler, der zwar schon seit 50 Jahren in Karben lebt, aber dem Bad Vilbeler Wald weiterhin eng verbunden ist. »Der ist meine Heimat«, sagt er. »Dort habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht.« Vor 19 Jahren habe er dort mit seinen Enkeln einen Keimling, einen »Buchelbaum«, gepflanzt, der inzwischen vier Meter hoch sei.
Gruppe will weiter
Präsenz zeigen
Nicht nur den Bad Vilbeler Bürgern ist der Wald wichtig, auch eine Frau aus Frankfurt ist zur Demonstration angereist. Sie habe den Eindruck, Hessenforst entscheide nicht im Sinne der Natur, das stelle sie nicht nur bei Spaziergängen in Bad Vilbel fest, sondern auch im Taunus. »Ich erwarte mehr Empathie für den Wald«, sagt sie. »Und weniger Holzeinschlag«, ergänzt ihr Begleiter.
Die Mehrheit der Kommissionsmitglieder geht zumeist wort- und grußlos an den Protestierenden vorbei, nur wenige mischen sich kurz unter die Demonstranten. Nach Beginn der Sitzung verlagert sich die Protestaktion direkt an die Fenster des Sitzungssaals. Die Demonstrierenden halten Banner und Schilder an die Scheiben, immer wieder ertönt die Forderung »Waldwende jetzt!«.
Die Umweltschützer wollen am Thema dranbleiben. Die Kommission für Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft gibt ihre Empfehlungen zur Waldbewirtschaftung an den Magistrat, von dort gehen sie an den Planungs-, Bau- und Umweltausschuss. Auch bei dessen nächster Sitzung Ende März wollen die Naturschutzorganisationen Präsenz zeigen – gemeinsam mit »Leuten, denen der Wald wichtig ist«.
Von Christiane Kauer