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Das Volk ist los!

Angeführt von den Fidelen Sandhasen stürmten Bad Vilbeler Narren das Rathaus

Von der Garde in Ketten gelegt jubelt Bürgermeister Thomas Stöhr zwar, musste aber über die tollen Tage das Rathausregiment den Narren überlassen. Foto: Sänger
Von der Garde in Ketten gelegt jubelt Bürgermeister Thomas Stöhr zwar, musste aber über die tollen Tage das Rathausregiment den Narren überlassen. Foto: Sänger

Die Narren haben das Zepter in Bad Vilbel bis zum Aschermittwoch in die Hand genommen. Beim Rathaussturm am Samstagnachmittag werden Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtrat Udo Landgrebe in Ketten gelegt und in den Hasenstall gebracht. Ein jährliches Spektakel, dem dieses Mal mehrere tausend Narren und Närrinnen zujubelten.

Der Höhepunkt der jährlichen Narretei ist, wie die Tradition es verlangt, der Rathaussturm und die Gefangennahme des amtierenden Bürgermeisters und Stadtkapitäns Thomas Stöhr (CDU) und des Magistrates, dieses Mal vertreten durch den Piraten und Stadtrat Udo Landgrebe (SPD). Beide wehren sich nach Kräften und der Bürgermeister sogar in Reim: „Als Kapitän von diesem Kahn / braucht man keinen Fastnachtswahn / ich hab in der Hand das Steuer / zahl der Mannschaft gute Heuer / drum gibt’s hier keine Meuterei / und alle schippern sorgenfrei / durch den Jahreszeitenlauf / auch Fastnacht hält uns da nicht auf.“Doch gegen die Übermacht der Garde-Corps können die Rathausherrschaften nichts ausrichten. Rathausstürmung und die Gefangennahme verliefen unter Beschuss mit Konfettikanonen und dem tosenden Jubel der Narren glimpflich.

Zwei in einer Zelle

Angesichts der hübschen Wärterinnen kann Bürgermeister Stöhr sich ein Lächeln dann doch nicht verkneifen, zumal die Qual der Marter bis Aschermittwoch nicht allzulang währt und bei frischen Brezeln, Kräppel sowie dem einen oder anderen Glas Wein sich in Grenzen halten dürfte. Anders sein Kollege SPD-Stadtrat Udo Landgrebe. Sein lautstarker Protest steht ihm ins Gesicht geschrieben. Da vermag auch der Liebreiz seiner Wärterinnen den Aufschrei zur Amtsenthebung nicht mildern. Im Gegenteil. Der Schrecken, mit seinem politischen Kontrahenten die Gefängnispritsche teilen zu müssen, schien Stöhr größer zu sein als all die närrischsten Verlockungen. Sie werden also in Ketten abgeführt und in den Hasenstall gebracht. Dort lamentiert der Bürgermeister: „Jetzt wollen die Narren an die Macht / oh je, da sag ich gute Nacht / wenn Narren den Anker lichten / darauf können wir gerne verzichten / die können doch gar nicht navigieren / und erst recht keine Stadt regieren / wenn der Bürgermeister ist ein Jeck / dann wär die Stadtkass ganz schnell weg.“ Die närrische Antwort folgt ihm auf den Fuß. Margot Hilling, Vorsitzende der Fidelen Sandhasen, liest ihm prompt die Leviten: „An der Stadtkass haben wir kein Interesse / man liest es auch öfter mal in der Presse / die ist leer, hat nur Ebbe und keine Flut / das Geld, das täte uns nicht gut / wir haben, was wir wollen / denn Frohsinn muss man nicht verzollen / den hat man umsonst und Spaß dabei / wir sind ganz einfach alle frei.“

Eine Narrenfreiheit, die sich die Vilbeler einmal jährlich ausgiebig gönnen. Mit den Sandhasen folgten viele kostümierte Fußgruppen dem Fastnachtszug, zum Beispiel Kindergruppen vom Waldkindergarten ebenso wie vom Montessori-Haus oder der Betreuungsschule Fips. Sie alle wollen sich den Spaß nicht nehmen lassen, dabei zu sein!