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„Das Siegen macht uns blind“-Liedermacher Horst Samson und Rezitator Günther Biwer – Benefizkonzert fürs Haus der Begegnung

Bad Vilbel. Dass der Abend bei den Gästen aber so gut ankam, lag nicht zuletzt auch an Samsons kongenialem Partner, dem Vilbeler Alt-Bürgermeister Günther Biwer. Der präsentierte nämlich vor jedem Song von Samson ein Gedicht, das dann passgenau die Zuhörer auf das Lied einstimmte. Und dabei verzückte er mit seiner pointierten und emotionalen Vortragsweise – man könnte fast meinen, am früheren Kommunalpolitiker ist ein guter Schauspieler verloren gegangen. Samson und Biwer hatten ein breites Repertoire in dem gut zweistündigen Programm „Schlag zu, mein Herz!“ angeboten.

Manche Lieder waren eher melancholisch und stimmten nachdenklich, wie der Song vom „Steppenwolf“ oder das Anti-Kriegslied „Jede Kugel trifft“. „Wir haben alle nichts dazu gelernt, das Siegen macht uns blind, aber jeder Krieg ist verloren, bevor er überhaupt beginnt“, sang der 56-jährige Samson, der in Rumänien aufwuchs und dort aufgrund seiner journalistischen Arbeit unterdrückt wurde, ehe er 1987 emigrierte. Nicht zuletzt handelten wohl daher auch viele Lieder vom Drang nach Freiheit. Man spürte, bei Liedern wie „Frei wie der Wind“ oder „Emigrant am Meer“ schimmerte das Streben von Freiheit in Samsons Jugend durch. Gerade im zweiten Teil des Konzerts nahmen aber auch Liebesgedichte und –songs einen breiten Raum ein.

Viel Applaus heimste Günther Biwer ein, als er eine unerfüllte Liebe in Eugen Roths Gedicht „Gezeiten der Liebe“ in witziger Manier rezitierte. Ein Höhepunkt des Abends war das Lied „Madame“, eine Liebeserklärung von Horst Samson an seine Frau. „Wie ein Magnet halten wir zusammen …, du bist das Ufer, ich bin das Meer“, sang der Journalist. „Bei dem Lied kamen mir fast die Tränen“, räumte Hildegard Dickert aus Bad Vilbel ein und warf ihrem Freund, mit dem sie ins Konzert gekommen war, ein Augenzwinkern zu.

Für Samson und Biwer war es das zweite gemeinsame Konzert. Vor drei Jahren standen sie für ein Schulprojekt der Stadt Bad Vilbel in Afghanistan zusammen auf der Bühne. „Damals haben wir sehr viel geprobt. Jetzt war das schon etwas eingespielter“, meint Samson, der erst 2007 als Musiker entdeckt wurde. Damals habe er an einem Lagerfeuer zur Gitarre gegriffen, erinnert er sich. Und ein Produzent, der zufällig auch dabei war und ihn hörte, verpflichtete ihn vom Fleck weg. Wenige Wochen später war die CD produziert. Und auch am Freitagabend gab es nach dem Konzert noch Nachfragen. „Haben Sie noch eine CD, Herr Samson? Es war wunderbar“, sagte Bad Vilbels Ehrenbürger Kurt Ochs.

Wer Horst Samson in nächster Zeit mal live hören will, muss aber etwas weiter reisen. So gibt er am 20. Mai ein Konzert in Nürnberg und wenig später in Beratzhausen, in der Nähe von Regensburg.

Mehr unter www.horst-samson.de