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Das Sammeln hat nie ein Ende

Das Publikum zeigt sich sehr interessiert an den Kurzgeschichten von Burkhard Fiebig (rechts). Friedemann Kuhl (links), der schon bei der Gestaltung von Fiebigs Buch unterstützend dabei war, lockerte die Lesung an der Gitarre musikalisch auf Foto: Lori
Das Publikum zeigt sich sehr interessiert an den Kurzgeschichten von Burkhard Fiebig (rechts). Friedemann Kuhl (links), der schon bei der Gestaltung von Fiebigs Buch unterstützend dabei war, lockerte die Lesung an der Gitarre musikalisch auf Foto: Lori

Bad Vilbel. (geo) Kleine und große Geschichten, die sich einprägen oder Erinnerungen aus der eigenen Biografie hervorrufen, gibt es viele. Der Bad Vilbeler Burkhard Fiebig (68) ist »biografischer Sammler«. In seinem Buch »Gesammeltes Leben« setzt er sich rückblickend mit berührenden und für ihn wegweisenden Erlebnissen auseinander. Im Ladenlokal »Made in Bad Vilbel« in der Frankfurter Straße las er authentische Geschichten aus seinem Buch. Die Zuhörer erfuhren etwa, welche Bedeutung das Fliegen in seinem Leben hat und wie er mit Pink Floyd in der Offenbacher Stadthalle zusammensaß. Das bebilderte Buch gestaltet sich als eine biografische Reise in Geschichten und Objekten.
»Fachkindlich«
auseinandergenommen

»Das Buchprojekt war herausfordernd und spannend, da ich durch diese Arbeit noch einmal einem Teil meiner Vergangenheit begegnet bin«, schreibt Fiebig im Vorwort. In seinen Geschichten spielen Menschen die wesentlichste Rolle. Einige von ihnen hat er unterwegs verloren, neue Wegbegleiter gewonnen. Letztendlich seien es jedoch immer Menschen, die seine Geschichten füllten und die dem Begriff Heimat seinen Sinn geben. Anfang der 60er-Jahre war sein liebster Spielplatz eine Müllhalde, in der die Siedler aus Heilsberg ihren Sperrmüll entsorgten. Viele der gefundenen Schätze, wie etwa kaputte Fernseher, nahm Fiebig auf dem elterlichen Garagenplatz »fachkindlich« auseinander. Diesen Platz verließ er nur für einen Einkaufsbummel, mit seiner Mutter über den Heilsberg.
Die Zuhörer durften ihn mit Kurzgeschichten wie »Ab durch die Tür« oder »Das Aufgebot« zurück in sein Leben begleiten. Seine ersten Kleidungsstücke, der Weihnachtsmann der Familie, die Bastelsachen und seine erste Schallplatte sind im Buch zu sehen. Gitarrist Friedemann Kuhl unterstützte Liebig nicht nur musikalisch, sondern auch bei der Gestaltung des Buches.
DDR-Design, Luftfahrt und Biographisches
Fiebig wurde 1956 in Frankfurt am Main geboren. Neben seiner Arbeit als selbstständiger Kaufmann, stand er knapp drei Jahrzehnte einer Jugendhilfeeinrichtung vor. 2023 schied er aus und nahm im Ruhestand die neu gewonnene Zeit zum Anlass, seine gesammelten Erlebnisse als Kurzgeschichten niederzuschreiben. So ist er auch Initiator und Gründungsmitglied des Fördervereins August-Euler-Luftfahrtmuseum und hat ein kleines privates DDR-Kellermuseum bei Darmstadt eingerichtet. Vom Sammeln mit den drei Schwerpunkten DDR-Design, Luftfahrt und Biografisches berichtete er im zweiten Teil. »Das Sammeln hat nie ein Ende. Es gibt nie eine komplette Sammlung«, sagte Fiebig.
Im Jahr 2012 wanderte er etwa 1300 Kilometer auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, von der Tschechischen Republik bis an die Ostsee. Auch darüber gibt es ein Buch. Fiebig hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau Kristin in Bad Vilbel. Seine Eltern und Verwandten stammen aus Dresden und Leipzig. Fiebigs Eltern sind vor dem Bau der Berliner Mauer in den Westen gegangen. »Die unsägliche Grenze hat sich mir als etwas Negatives eingeprägt«, sagte er. Nachdem er seine Geschichten noch einmal durchlebt, reflektiert und aufgeschrieben habe, könne er sie loslassen. Es dürfe wieder Neues entstehen.
Der Pop Up Store »Made in Bad Vilbel«, der seit Mai geöffnet ist, ist im Rahmen des Förderprojektes »Zukunft Innenstadt« entstanden. Die Stadt mietete den Ladenraum an. Kunstverein und Geschichtsverein der Quellenstadt stellen aus. Viele Besucherinnen und Besucher schätzen den Ort zur Begegnung und zum Austausch.
Werke von
Willy Menner

»Am Eingang ist eine Auftragsarbeit zu 1250 Jahre Bad Vilbel von Andreas Kuhnlein zu sehen. Erstmalig werden auch Werke aus dem Stadtarchiv des bekannten Vilbeler Malers Willy Menner gezeigt und in Dialog mit zeitgenössischen Künstlern gesetzt«, sagte Nicole Wächtler, Vorsitzende des Kunstvereins.
Von Georgia Lori

Das Buch »Gesammeltes Leben« ist beim Autor Burkhard Fiebig und in der Buchhandlung »LeseZeit« käuflich erhältlich.