Karben. Gerade einmal 37 Jahre alt und schon Vizechefin eines Betriebs mit mehr als 1600 Menschen: Sonja Parr hat zum zweiten Schulhalbjahr die Stelle der Konrektorin an der Kurt-Schumacher-Schule angetreten.
Kurz nach 14 Uhr und Sonja Parr ist außer Puste. Sie schließt ihr Büro auf, lässt sich in ihren Sessel fallen. Briefe und Papiere liegen auf dem Schreibtisch vor ihr. „Das ist wieder einer dieser Tage, der 48 Stunden haben müsste“, sagt Sonja Parr. Doch sie seufzt nicht, sondern lächelt zufrieden.
Zum Halbjahreswechsel ist Sonja Parr an die Kurt-Schumacher-Schule gekommen. Dort ist sie die neue Konrektorin – sie folgt auf Franz Wild, der vergangenen Sommer zum Rektor aufrückte.
Konrektorin mit 37? Dass sie auf der Karriereleiter schon weit gekommen ist, darüber ist Sonja Parr glücklich. Viel Arbeit und viele Stationen hat sie dafür hinter sich gebracht. Geboren in Wetzlar, zog sie mit ihrer Familie wegen der Berufstätigkeit ihres Vaters oft um, wohnt nun in Ranstadt mit ihrem Mann, sechs Katzen und zwei Kaninchen.
Sonja Parr studierte in Gießen, Marburg und im ostfranzösischen Nancy, machte ihr Referendariat in Usingen, arbeitete unter anderem in Butzbach und zuletzt fünfeinhalb Jahre lang im Emsland.
Zweieinhalb Jahre lang war sie dort schon Konrektorin eines Gymnasiums. „Vieles in den Abläufen hier ist mir nicht neu, aber die Größe des Systems ist eine Herausforderung.“ Die größte Gesamtschule im Wetteraukreis hat 1500 Schüler und 130 Lehrer. Für deren Stundenpläne sowie die täglichen Vertretungspläne ist Parr unter anderem zuständig. „Das macht viel Spaß, aber ohne meine vorherige Erfahrung würde ich wohl untergehen.“
Den Spaß bei der Arbeit saugt die neue Konrektorin direkt aus „ihrer“ neuen Wirkungsstätte. „Ich kenne zwar bisher nur die Oberfläche, aber es ist spürbar: Hier ist ein Puls in der Schule.“ Beeindruckend sei, wie Lehrer und Schüler vor Engagement sprudelten. „Diese Schule lebt, ist quirlig und vielfältig“, lässt sich Parr von der Begeisterung anstecken, geht darin voll auf: Das tagtägliche Zusammenarbeiten mit verschiedenen Individuen macht für sie ihren Job aus. „Jeder Tag ist neu und anders. Das wird nie zur Routine.“
Ob Konrektorin oder nicht: Auch Sonja Parr gibt Unterricht, derzeit aber nur in Deutsch und nicht in ihrem zweiten Fach Französisch. „Das kann sich aber schnell ändern.“ Trotz Leitungsjob auch zu unterrichten, ist ihr wichtig: „Ich arbeite gerne mit jungen Menschen, die etwas lernen wollen, und es macht Freude, die anderen dazu zu bringen, dass sie es wollen.“
In ihrem Konrektorjob sieht sie organisieren, strukturieren, „das Zusammenfügen der Fäden“ als elementare Bestandteile. Weshalb für sie die Schulleitung auch nicht das Zentrum des Geschehens ist, sondern „das Herz der Schule“, sagt Sonja Parr. „Die Schulleitung sollte bereit und fähig sein, die Impulse in die Schulgemeinschaft zu tragen und von dort anzunehmen.“ Solche Impulse haben Sonja Parr gleich zu Beginn sehr praktisch viel geholfen. Als sie einmal wieder in dem großen Gebäudekomplex die Orientierung verloren hatte. „Da fragte ich eine Schülerin, die sagte einfach ‚Kommen Sie mit‘ und brachte mich zum Ziel.“