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Das Gute an der Hitze – Karbener Kelterei Rapp’s hält sich gegen Branchentrend und erzeugt nun auch saubere Energie auf dem Dach

Karben. Die Temperaturskala, die für Rapp’s-Geschäftsführer Klaus-Dieter Kneip zählt, beginnt bei 28 Grad Celsius. „Von da bis 32 Grad ist es perfektes Apfelweinwetter.“ Sind es 25 Grad, trinken die Menschen lieber ein Bier, wird es wärmer als 33 Grad, greifen sie nur noch zum Mineralwasser. „Und es muss abends warm sein, damit die Menschen Apfelwein trinken.“

Temperaturen von ständig mehr als 28 Grad heben deshalb die Laune des Getränkeherstellers seit Wochen enorm. „Das freut mich sehr“, sagt er. Vom perfekten Ebbelwei-Sommer profitiert kaum einer so wie Rapp’s. 23 Prozent mehr Apfelwein als im Vorjahresmonat hat der Kelterer im Juni abgesetzt. Im Juli liegen die Zahlen bislang sogar 25 Prozent über dem Juli 2009.

„Das ist der erste gute Sommer seit 2006“, erklärt Kneip. Schon ein Sommermärchen? Zumindest müssen die Karbener wegen der guten Nachfrage ihre Produktion steigern. Zwei Wochen lang werden sie von nun an in einer dritten Schicht Apfelwein und Säfte abfüllen.

Der heiße Sommer lässt den Geschäftsführer der Tochter der Bad Vilbeler Hassia-Gruppe bereits auf ein deutliches Plus beim Absatz in diesem Jahr hoffen. „Die Krise ist erstaunlicherweise an uns vorüber gegangen“, berichtet Klaus-Dieter Kneip. Um bloß zwei Prozent ging der Absatz bei Saft und Ebbelwei vergangenes Jahr zurück. „Deutlich besser als die Mitbewerber“, erklärt Kneip. Die Fruchtsafthersteller meldeten fünf Prozent Minus. „Wir koppeln uns immer mehr von der Branchenentwicklung ab, indem wir uns auf unser Stammgebiet konzentrieren und in die Qualität der Produkte investieren“, erläutert der Geschäftsführer. Damit ist Rapp’s zur Nummer eins unter den regionalen Fruchtsaftherstellern in Hessen aufgestiegen – mit 10,7 Prozent Marktanteil. Beim Ebbelwei ist die Kelterei sogar die Nummer eins in ganz Deutschland, seit Rapp’s 2008 die Hochstädter Kelterei Höhl übernahm.

Daneben hat Rapp’s außerhalb des Kerngeschäfts 700 000 Euro investiert: Auf dem Dach der Abfüll- und Lagerhalle ist eine 1450 Quadratmeter große Photovoltaikanlage entstanden. Die 1062 Module dort sollen jährlich 172 500 Kilowattstunden Strom erzeugen – genug für 50 Wohnhäuser – und 103 500 Tonnen CO2 einsparen. Zwar entspreche die Amortisation nicht den Zeitspannen, mit denen er sonst plane, schmunzelt Klaus-DieterKneip. „Aber es passt gut zu unserem Gesamtkunstwerk aus regionalem und nachhaltigem Wirtschaften.“ (den)