Wie viel günstigen Wohnraum soll die Stadt Karben schaffen und über welchen Weg? Die Parteien streiten darüber zum wiederholten Mal.
Karben. Millionen scheffelt die Stadt Karben aus dem Verkauf von Baugrund. Besonders lukrativ war zuletzt der Grundstücksdeal am Taunusbrunnen im Stadtzentrum. Wie viel Plus die Stadt gemacht hat, ist bis heute nicht öffentlich bekannt. „Eine siebenstellige Summe“ sei hängen geblieben, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Deutlich mehr als eine Million.“
Das wollen die Sozialdemokraten in Investitionen stecken: „Die Zeit ist überreif, diesen Erlös zu nutzen für bezahlbaren Wohnraum“, forderte Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments. Von den Oppositionskollegen ernten die Genossen Zustimmung. Gerade beim Taunusbrunnen-Verkauf habe die Regierung Rahn „die Interessen des Investors über die Interessen gestellt von denen, die günstige Wohnungen brauchen“, fand Linken-Stadtverordneter Uwe Maag. Das zeige sich daran, dass der Käufer, die Karbener Kling-Gruppe, das Projekt vor dem Baubeginn weiterverkauft habe.
Dieser Fakt zeigt laut Grünen auch, dass die Stadt offenbar mehr hätte herausholen können. Ein Vorwurf, der den Bürgermeister kaum ruhig auf seinem Stuhl sitzen ließ.
„Schön verdient“
Nur durch die Idee des damaligen Ersten Stadtrats Otmar Stein (CDU) und dessen Deal habe die Stadt das Geschäft überhaupt machen können. „Aus einem Grundstück, das uns anfangs nicht einmal gehörte, haben wir so viel Gewinn geholt, dass wir 30 Wohnungen bauen können“, sagte der Rathauschef. „Karben hat schön verdient. Da sollten Sie uns applaudieren.“
Allerdings wolle Rahn die günstigen Wohnungen nur in den dezentralen Stadtteilen auf günstigeren Grundstücken bauen, bemängelte Grünen-Fraktionschef Rainer Knak. „In der Nähe der S-Bahn-Stationen sollen also nur noch Reiche wohnen, die sich zentralste Lagen leisten können“, schimpfte Knak.
Einen anderen Weg schlug die Opposition vor: Die Stadt solle künftig Investoren vorschreiben, 20 Prozent der Wohnungen als mietpreisgebundene Sozialwohnungen zu bauen. Was der Bürgermeister rundweg ablehnte: „Die Quote ist viel zu hoch.“ Auch hielt er es für falsch, dass nur „Auserwählte“ in den Genuss öffentlicher Förderung kommen. Es gebe viele Menschen, die etwas zu viel verdienten, um knapp keinen Berechtigungsschein mehr zu bekommen. „Auch diese Menschen benötigen günstige Wohnungen, für die müssen wir auch sorgen“, mahnte Rahn. Genau solchen Wohnraum schaffe die Stadt mit dem Erlös: „Wir investieren 6,5 Millionen Euro in den Bau von preisgünstigen Wohnungen“, sagte Rahn. Schließlich fielen geförderte Wohnungen nach einer gewissen Zeit aus der Mietpreisbindung.
„Wir holen ein Maximum an Erträgen heraus“, erklärte CDU-Fraktionschef Mario Beck. „So haben wir am Ende nicht nur günstige Wohnungen, sondern schaffen auch noch Eigentum, das der Allgemeinheit gehört und nicht nur einem privaten Investor.“ (den)