Nach 35 Jahren Dienst als Schulleiter ist Schluss. Peter Troitzsch (64) verlässt das Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) und freut sich auf den Ruhestand. Die Nachfolge scheint bereits geregelt.
Bad Vilbel. Entspannt sitzt Peter Troitzsch in seinem Büro. Er hat sich bereits auf die Zeit nach dem GBG eingestellt. Am Dienstag, 2. Juli, steht die offizielle Verabschiedung an. Damit endet eine Ära. Im Mai 1978 kam Troitzsch als junger Referendar an das GBG. Das war damals noch überschaubarer als heute: 900 bis 1000 Schüler, heute seien es 1650, sagt er. „Es kamen 42 Klassen dazu.“ Im Jahr 2000 übernahm er die Schulleitung, ist verantwortlich für die 125 Lehrer seines Kollegiums, darunter zehn Referendare.
Diese Expansion prägte sein Berufsleben. „Ich unterrichte seit fünf Jahren nicht mehr“, erläutert Troitzsch: „Die Verwaltungsaufgaben haben dermaßen zugenommen.“ Die Rolle der Pädagogik sei wegen der Baumaßnahmen oft in den Hintergrund gerückt, da sei er eher als Verwaltungsmensch und Techniker gefragt gewesen. „Trotzdem ist die Schule immer weitergegangen“, betont Troitzsch. Dort zu arbeiten sei schon immer sein Wunsch gewesen. Nur kurz habe er nach dem Abitur auf Wunsch seiner Eltern, „etwas Anständiges zu studieren“, ein Bauingenieur-Studium in Darmstadt begonnen – es aber rasch beendet. Troitzsch war damals ein begeisterter Trainer in der Mannschaftssportart Handball, erinnert er sich: „Ich konnte immer schon mit Jugendlichen umgehen.“ Auch früher sei er schon Klassensprecher gewesen, habe evangelische Jugendgruppen geleitet.
Viele Interessen
Doch ein Schulleiter sei kein Solist, betont er. „Man kann nur mit dem Kollegium Veränderungen hervorrufen“. Es gelte, Schnittmengen der Interessen von Lehrern, Schülern und Eltern zu finden. Organisieren, strukturieren, kommunizieren, sei wichtig. Aktuell etwa beim Thema G8/G9. Das verkürzte Abi hält er „immer noch für richtig“, doch das solle künftig „in veränderter Form“ stattfinden, deutet er an. Was ihn in all den Jahren besonders erfreut habe? Troitzsch denkt zurück an 1991. Damals war er Schulsportleiter und Mitbegründer des SSC, des Schulsportclubs des GBG. Den gibt es immer noch, „die Damen spielen Volleyball in der Regionalliga“, freut er sich. Und was hat ihn am meisten geärgert? „Die Sache mit dem Türkei-Austausch“. Den habe eine Gruppe von zwei, drei Lehrern geplant, ohne sich mit der Schulleitung abzusprechen. „Diese Lehrer haben die Schule verlassen“, merkt er kühl an.
Was er vermisst? „Die bewegte Turnhalle“, sagt Troitzsch. Die sei geöffnet worden, um Schülern in den Pausen einen Ausgleich zu verschaffen. Inzwischen ist sie marode und gesperrt, der Weg zur neueren Turnhalle für die Pausen zu weit. Auch an ein anderes Vorhaben erinnert er sich. Einen Hort für Lehrerinnen mit Kleinkindern wollte er schon aufbauen, als das Thema noch nicht die Politik dominierte. Doch es hätten sich nur zwei, drei Kolleginnen gemeldet, „das muss sich rechnen, schade“, bedauert er.
Die allergrößte Hürde sieht Rektor Troitzsch in den Vorgaben der hessischen Bildungspolitik, die sich häufig änderten. „Eigentlich sollten die Politiker lernen, so ’ne Art Schulfrieden zu halten“, wünscht er sich. Am Georg-Büchner-Gymnasium jedenfalls sieht er die Kontinuität gewahrt. „Ich durfte selbst die zukünftige Stelle des Schulleiters ausschreiben“, verrät Troitzsch, „ein erhabenes Gefühl.“ Allerdings habe es auch nur eine Bewerbung gegeben, die seiner Stellvertreterin Claudia Kamm.
Nach Möglichkeit will er sie in den Sommerferien einarbeiten. „Das geringe Interesse an dem Leitungsamt“ liege im Trend, dass „junge Leute einfach keine Verantwortung mehr übernehmen wollen“, merkt er kritisch an. Doch ist Troitzsch auch in der Lage, loszulassen. Er wolle keinesfalls im Ruhestand noch in der Schule Ratschläge erteilen.
Ohne Zeitdruck reisen
Nicht mehr von 7.15 bis 16 Uhr im Büro sein müssen, sondern sich mehr der Kleingärtnerei widmen zu können, das sei die Freude, etwas selbst produzieren zu können, auch wenn die Tomaten im Supermarkt nur ein paar Cent kosteten. Auch für das Reisen mit seiner Frau, mit der er seit 38 Jahren verheiratet sei, soll mehr Zeit sein. Früher sei es zum Kilimandscharo gegangen, „jetzt kommt das Nähere“, ohne Zeitdruck durch Deutschland reisen zu können – oder ins südfranzösische Gruissan, wo das Ehepaar Troitzsch ein Ferienhaus besitzt. „Ein ganz wichtiger Punkt“, ergänzt der Ruheständler in spe: „Endlich können wir mal im September wegfahren, nicht nur während der Sommerferien.“