Bad Vilbel. Seit Montag, 10 Uhr, hat die kanalisierte Nidda wieder ihren ursprünglichen Flusslauf erhalten. Es ist eine Großbaustelle für die Natur, die an der Nidda nordöstlich von Dortelweil besteht. Drei Bagger, eine Raupe, zwei Walzen und acht Zugmaschinen zur Abfuhr der Erde haben das Erscheinungsbild der Landschaft schon merklich modelliert. Bei der Renaturierung soll die Nidda auf einer Länge von drei Kilometern aus ihrem 1962 kanalisierten Bett und ihrem ökologischen Dornröschenschlaf geholt werden.
400 Meter davon sind schon fast fertiggestellt, erläutert der Gewässerökologe Gottfried Lehr, der das Projekt betreut. 4000 Quadratmeter neues Kiesbett wurden geschaffen. Beim Graben des neuen Flusslaufes wurde der Kies an seiner ursprünglichen Stelle freigelegt.
Der neue, aufgesplittete und erweiterte Flusslauf biete vor allem auch den Oberliegern an der Nidda bei Karben einen deutlich besseren Hochwasserschutz.
Allerdings soll die neue Schleife nur eine Initialzündung sein, denn „der Fluss ist sein bester Landschaftsarchitekt“. Früher habe der Fluss an der jetzt renaturierten Stelle eine kreisförmige Schleife gemacht. „Das ist nicht zu finanzieren“, räumt Lehr ein.
Doch die Natur kommt auch alleine klar, ist der Gewässerökologe überzeugt. Dort, wo früher der Radweg über einem hohen Damm lag, ist jetzt nur noch ein unbefestigter, stark abgeschrägter Erdwall. In ein paar Jahren werde dort ein Steilufer sein, wo die Eisvögel sitzen, so Lehr: „Die Nidda soll selbst überlegen, was sie macht“.
Der Altarm wird zum Teil aufgefüllt und soll zum Refugium für viele Vögel werden sowie zum Laichgebiet für Hecht, Bitterling oder Schleie. „Und zum Schluss schmeißen wir noch einen Baum rein, da kann sich dann der Eisvogel draufsetzen“, schwärmt Lehr von dem Renaturierungsprojekt, mit dem er sich bereits seit mehr als zehn Jahren beschäftigt. In dem bereits in den Neunzigerjahren renaturierten Bereich Niddaknie habe sich die Artenstruktur bereits deutlich zugunsten der empfindlicheren Arten verändert.