Nidderau/Bad Nauheim. „Das schönste Geschenk, das uns Gott gegeben hat, ist unser Leben. Daher müssen wir uns genau überlegen was wir daraus machen.“ Mit diesen Sätzen leitet Randolph Westphal seinen Vortrag „Abenteuer Leben“ ein. Der Nidderauer ist seit seiner Krebsdiagnose vor 20 Jahren auf dem Fahrrad mit den Schlittenhunden Youkon, Nanook und Chinook, in der Welt unterwegs. Er radelt sozusagen seinem Krebs davon.
Von seinen Erfahrungen hat er vor Patienten in der Taunusklinik der Deutschen Rentenversicherung in Bad Nauheim berichtet. Die Taunusklinik ist eine Reha für Patienten mit Herz- und Tumorerkrankungen. Die Zuhörer sind bewegt von der Kraft und Ausstrahlung des Weltenbummlers. „Ich wünsche mir von dem Referenten neuen Lebensmut und Inspiration“, erzählt Christina Ferreira.
Begleitet von einer beeindruckenden Bilder-Präsentation berichtet Westphal von seinen Reisen auf dem Fahrrad. Lebendig erzählt er von der Überquerung mehrerer Alpenpässe, von seinen Reisen durch die Nationalparks Amerikas, Streifzügen durch Neufundland und seinen abenteuerlichen Erlebnissen mit Klapperschlangen, Elchen, Wölfen oder Bären – und natürlich mit Menschen. Freimütig berichtet er von seinem schweren Unfall in Argentinien mit langer Bewusstlosigkeit und monatelangem Gedächtnisverlust. Es folgten schwere Operationen und monatelange Fesselung an den Rollstuhl.
Sobald er wieder halbwegs auf seinem Fahrrad sitzen konnte, zog es ihn wieder hinaus in die Welt. Auf den Spuren seiner zuvor gemachten Tagebuchnotizen folgte er Etappen, an die er sich durch den Gedächtnisverlust zunächst nicht mehr erinnern konnte. Selbst wer er war oder wo seine Heimat war hatte er vollkommen vergessen.
Mühsam fand er bei der wiederholten Reise seine Erinnerungen wieder. Der Weltenbummler hat die Welt von der Kilometerzahl her gesehen viermal umradelt. Nach 20 Jahren trotzt er weiter seiner Krankheit und lebt für seine Mission: „Dass der Mensch selbst aktiv werden kann“, erklärt er. Und überzeugt sagt er „Du musst das tun woran Du glaubst. Nimm Deine Willenskraft! Glaube an Gott und Du hast Sonne in der Nacht“.
Ihn treibt das Abenteuer und die Möglichkeit anderen helfen zu können. Deshalb hielt er auch in der Taunusklinik diesen Vortrag. Nach dem Vortag ist auch Ferreira begeistert von Westphals Mut und seiner Zähigkeit: „Die Dinge zu nehmen wie sie sind und nicht lange zu jammern oder zu klagen“, erklärt Ferreira. Voller Hoffnung und Einsicht in das Leben geht sie nachdenklich aus dem Vortragsraum.
Westphal nimmt sich selbst nicht so wichtig, hat Gottvertrauen und ist voller Zuversicht, dass ihm weitere Reisen gemeinsam mit seinen drei Hunden gelingen werden. Bereits im September will er erneut seine Mission fortführen. Von Frankfurt startet er via Norwegen, Schweden nach Russland (Murmansk), dann über Sankt Petersburg und Moskau zurück in die Mainmetropole. Zwischenstation macht er in einigen skandinavischen Ländern. Dort ist er ebenfalls zu Vorträgen eingeladen. Nach der geplanten Reise im September will er nach Südamerika in die Anden radeln. Dort wo es am kältesten ist. Das interessiert ihn und seine Huskies.
Sichtbar wurde in dem Vortrag, wie Westphal seit seiner Krebserkrankung ständig bemüht ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mit seiner Mission möchte er anderen Kranken und Schwachen helfen und Mut machen. Auch die Vertreterin der Taunusklinik, Dr. Gertraud Gallhofer, war von Westphals Willen zu überleben angetan. Er habe eine Botschaft, die in kranken Menschen viel bewegen könne. Leider kamen an diesem Abend durch parallele Veranstaltungen nur wenige Zuhörer. Daher möchte Gallhofer einen weiteren Vortrag mit dem Globetrotter veranstalten.