Viele Vereine, Institutionen und Städte haben sich dem Motto „In Würde altern“ verschrieben. Das Seniorenbüro der Stadt Bad Vilbel füllt dieses Motto seit Jahren mit Leben. Das Ziel: Ältere Menschen sollen aktiv bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Sandra Schneider und Ursula Schmalbach lassen sich stets neue Ideen einfallen, greifen aber auch auf bewährte Veranstaltungen zurück. Im Interview erzählen sie, wie die Arbeit mit den Senioren aussieht.
Bad Vilbel. Sie sind das neue Team im Seniorenbüro und arbeiten seit rund einem halben Jahr zusammen. Sind die Abläufe schon eingespielt?
SANDRA SCHNEIDER: Das kann man auf jeden Fall so sagen. Wir sind gut eingespielt und hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander. Jede von uns hat einen eigenen Bereich, wir ergänzen uns gut. Aber natürlich vertreten wir uns auch gegenseitig wo es möglich ist und bearbeiten gemeinsame Projekte.
URSULA SCHMALBACH: Das kann ich nur bestätigen. Die Chemie hat sofort gestimmt. Die Zusammenarbeit macht Spaß und das ist, glaube ich, wichtig für die gemeinsame Arbeit.
Welche Aufgaben übernehmen Sie jeweils? Gibt es eine klare Aufteilung?
SCHNEIDER: Das Seniorenbüro ist mit eineinhalb Stellen besetzt, Ursula Schmalbach ist in Vollzeit und ich bin in Teilzeit tätig.
SCHMALBACH: Grundsätzlich haben wir vier Aufgabenbereiche untereinander aufgeteilt. Sandra Schneider bereitet die großen Veranstaltungen vor, etwa die Seniorenfahrt, Seniorenfasching und „Klassik, Sprudel und Champagner“. Außerdem kümmert sie sich zum Beispiel um die PC-Kurse und bearbeitet die Programmhefte und die Homepage. Ich bin für neue Veranstaltungen und für die Beratungs- und Netzwerkarbeit zuständig.
SCHNEIDER: Diese Aufteilung ergibt auch sehr viel Sinn, da so jede von uns ihre Stärken einbringen kann. Und es ist wichtig zu erwähnen, dass wir die neuen Veranstaltungen und Ideen gemeinsam erarbeitet haben.
Frau Schmalbach, wieso haben Sie sich entschieden, im Seniorenbüro anzufangen? Was macht den Reiz aus?
SCHMALBACH: Zum einen ist es die Vielfältigkeit im Aufgabengebiet, die einen großen Reiz auf mich ausgeübt hat. Sie ermöglicht es mir, meine bisherigen beruflichen Erfahrungen als Sozialpädagogin in die Arbeit einzubringen. Außerdem bin ich Bad Vilbelerin. Die Möglichkeit, in der Stadt zu arbeiten in der ich lebe und für die Bürger etwas zu bewegen, finde ich sehr spannend. Ich finde es auch wichtig, ein Erstangebot an Beratung anbieten zu können und die Ratsuchenden bei Bedarf in das eigentliche Hilfesystem überzuleiten. Wir bieten übrigens auch jeden Dienstag außerhalb der Ferienzeiten von 9 bis 10.30 Uhr Sprechstunden im Haus der Begegnung an.
Viele Veranstaltungen in Ihrem Bereich sind Traditionsveranstaltungen. Die Seniorenfahrt, „Musik und Sahnetorte“ und der Tanztee im Haus der Begegnung zum Beispiel. Welche Veranstaltungen kamen aber in der letzten Zeit noch dazu und welche sind gerade in der Planung?
SCHNEIDER: Wir haben durchaus neue Ideen in der Entwicklung, allerdings sind die noch nicht spruchreif. Wichtig ist, dass wir stets bedarfsgerecht das anbieten, was gewünscht ist oder was nötig wird. Das bezieht sich auf Veranstaltungen wie Beratungsangebote gleichermaßen.
SCHMALBACH: Unsere Traditionsveranstaltungen sind auch weiterhin sehr wichtig. Solange hier die Nachfrage hoch bleibt, ist der Bedarf für diese Veranstaltungen gegeben. Dennoch sehen wir auch durchaus den Bedarf für neue Veranstaltungen, da unsere Gesellschaft ja im Wandel ist und sich auch der Bedarf von älteren Menschen verändert.
Immer häufiger kooperiert das Seniorenbüro mit dem Familienbüro oder dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Wie wollen Sie das fortführen?
SCHMALBACH: Wir finden generationenübergreifende Arbeit sehr wichtig. Das ist sicher auch zukunftsorientiert, da alle Generationen voneinander profitieren können. Wir können uns vorstellen, Angebote wie gemeinsame Graffitikurse oder den Malkurs, der von der Schülerin Lorena Rode angeboten wurde, auszubauen.
SCHNEIDER: Generationenübergreifend arbeiten wir auch schon lange. An der John-F.-Kennedy-Schule bieten wir beispielsweise Lesepatenschaften an. Das funktioniert gut und wird immer nachgefragt.
SCHMALBACH: Mit solchen Angeboten schaffen wir auch Bindungen zwischen Generationen und Verständnis für die jeweils andere Generation. Heutzutage ist es nicht mehr selbstverständlich, dass junge Menschen mit Großeltern aufwachsen, und es ist auch nicht mehr selbstverständlich, dass ältere Menschen mit Kindern oder Jugendlichen zu tun haben.
Würden Sie sagen, dass es zu einer Veränderung in der Arbeit mit Senioren gekommen ist oder in Zukunft kommen wird? Immerhin stellt man fest, dass ältere Menschen aktiver werden oder fitter sind, was neue Technologien betrifft.
SCHNEIDER: Unsere PC- und Smartphonekurse sind sehr beliebt. Ältere Menschen wollen Schritt halten und sind stolz, wenn sie beispielsweise ihren Enkeln die erste WhatsApp-Nachricht schicken können. Wir freuen uns darüber, dass wir hier Hilfe von außen haben und solche Kurse anbieten können.
SCHMALBACH: Ja, die neuen Technologien sind mittlerweile auch Bestandteil im Lebensalltag vieler älterer Menschen. Die Lebensphase „Alter“ ist allerdings individuell sehr unterschiedlich. Es gibt nicht „den alten Menschen“ und dementsprechend vielseitig sollte unsere Arbeit ausgerichtet und unsere Angebote und Hilfen aufgestellt sein.
Bad Vilbel richtet 2020 den Hessentag aus. Wie kann dieses große Landesfest auch für die Seniorenarbeit zu einer Plattform und Chance werden?
SCHNEIDER: Sicherlich ist der Hessentag 2020 auch für die Seniorenarbeit eine tolle Plattform, die wir nutzen möchten. Wir sind hier aber noch im absoluten Frühstadium, werden uns jedoch aktiv in den Arbeitskreisen der Stadt einbringen.
SCHMALBACH: Da die Organisatoren ja ohnehin im Austausch mit anderen Hessentagsstädten sind, werden wir auch sicherlich für den Seniorenbereich noch zusätzliche Anregungen bekommen.
Wenn Sie einen Wunsch für das Seniorenbüro frei hätten, welcher wäre das?
SCHMALBACH UND SCHNEIDER: Es soll sich jeder Senior bei uns aufgehoben fühlen und sich egal zu welchem Thema bei uns melden können. Dies gilt auch für Angehörige und alle Menschen, die sich mit dem Älterwerden beschäftigen. (zlp)