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CO2-neutraler Hessentag?

Das darf nicht passieren: Lange Staus bei der Anreise würden für die größten CO2-Emissionen sorgen. Archivfoto: Pfeiffer-Goldmann
Das darf nicht passieren: Lange Staus bei der Anreise würden für die größten CO2-Emissionen sorgen. Archivfoto: Pfeiffer-Goldmann

Besucherverhalten entscheidet über die Klimafreundlichkeit

Bad Vilbel.  Konzerte, Ausstellungen und Essen so weit das Auge reicht: Wenn im kommenden Jahr binnen zehn Tagen knapp eine Millionen Hessentagsbesucher nach Bad Vilbel strömen, bedeutet das auch für die Umwelt eine enorme Belastung. Autos und Müll lassen das Großereignis schnell zum beachtlichen CO2-Verursacher werden. Dabei hat das Parlament chon vor Jahren beschlossen, dass der Hessentag klimaneutral sein muss.
Das ist wahrlich eine Herausforderung und ohne fremde Hilfe für den Hessentagsbeauftragten Claus-Günther Kunzmann und sein Team nicht zu leisten.
Der in Bad Vilbel ansässige Klimaschutz-Service-Dienstleister First-Climate soll den Organisatoren daher beratend zur Seite stehen. Seit 20 Jahren agiert First-Climate international und berät Unternehmen zum Thema Klimaschutz.

MÖGLICHST WENIG AUTOS
»90 Prozent der Emissionen entstehen durch die Anreise der Gäste«, erklärt Janosch Birkert von First-Climate. Deshalb müsse der Fokus der Besucher auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder gelenkt werden. Es bringe nichts, den Hessentag nur fahrradfreundlich zu gestalten, die Möglichkeiten müssten auch kommuniziert werden.
»Wir versuchen, die Anreise mit dem Rad so gut es geht zu maximieren«, sagt Kunzmann. Städte wie Bad Homburg und Friedberg seien aber schlecht für Fahrradfahrer angebunden Gleichwohl: »Es wird genügend Abstellplätze geben.«

Realistischere Chancen, die Besucher vom Autofahren abzuhalten, sieht er in der S-Bahn. Zwar könne die Taktung auf der Main-Weser-Linie nicht erhört werden, doch mit maximal verlängerten Zügen ist Kunzmann optimistisch, dem hoffentlich enormen Andrang gerecht werden zu können. Zudem plant er, den öffentlichen Nahverkehr mit Kombitickets in die Veranstaltungen einzubinden. Sie sollen neben dem Eintritt zu einer Hessentagsveranstaltung auch die Bahnfahrt beinhalten.

Ohne Autos wird es natürlich trotzdem nicht gehen. Da sind sowohl Kunzmann als auch Birkert realistisch. Doch letzterer mahnt: »Entscheidend sind die letzten fünf Kilometer, und dass dort Stau vermieden wird.« Um das zu kalkulieren, plant Kunzmann mit Verkehrszahlen, die auf vorherigen Hessentagen erhoben wurden. Mit 10 000 Parkplätzen sieht er den Vilbeler Hessentag gut aufgestellt.

MÜLL VERMEIDEN
Auch wenn die An- und Abreise der Besucher den größten CO2-Faktor darstellt, müssten etliche weitere Aspekte in der Klimarechnung berücksichtigt werden, erläutert Birkert. Denn vieles habe einen Einfluss auf die CO2-Bilanz. Was bietet die Gastronomie an? Bio, regional und vegetarisch, oder günstiges Importfleisch? Und wie wird Müll vermieden? All diese Fragen geistern auch durch Kunzmanns Kopf. »Es wird natürlich einen Hessentagsmehrwegbecher geben«, kündigt er an. Auch solle es Vorgaben für die Gastronomie geben, dass etwa Bratwurst im Brötchen nur mit einer Serviette ausgegeben werden dürfen. Müllvermeidung sei alleine schon mit Blick auf die anfallenden Entsorgungskosten ein wichtiges Thema. So würde er gerne den ganzen Hessentag mit kompostierbarem Geschirr ausstatten, doch das birgt auch Risiken: »Dieses Geschirr müsste von den Besuchern dann auch getrennt entsorgt werden.« Birkert sagt: »Die Besucher entscheiden mit ihrem Verhalten selbst, wie klimafreundlich der Hessentag schlussendlich wird.«

Das darf nicht passieren: Lange Staus bei der Anreise würden für die größten CO2-Emissionen sorgen. Archivfoto: Pfeiffer-Goldmann