Bad Vilbel. „Es war nicht immer alles eitel Sonnenschein, oft habe ich mich geärgert, aber die Freude an der Politik hat doch eindeutig überwogen“, sagt der 72-Jährige. Die Möglichkeit, an wichtigen Entscheidungen mitzuwirken, habe ihn immer motiviert, sich in der Freizeit für „seine“ Stadt zu engagieren. Das sagt der Diplom-Kaufmann, der in Langenhagen bei Hannover aufgewachsen ist und seit dem Jahr 1971 mit seiner Familie in Bad Vilbel lebt.
„Die Familie hat offensichtlich nicht unter der Politik gelitten“, stellt Cleve fest. Seine Frau Rosemarie, mit der er seit 1964 verheiratet ist, teilt seine Leidenschaft. Sie ist seit 1982 Kreistagsabgeordnete. Offensichtlich wurden die politischen Gene an die drei Kinder vererbt. Tochter Susanne (46) und Sohn Andreas (39) stiegen schon früh in der Jungen Union (JU) und in der CDU komplett in die Fußstapfen der Eltern. Andreas gehört sogar dem Stadtparlament an. „Natürlich rede ich da mit ihm nicht wie zu Hause“, lacht der Vater und fügt ernster hinzu: „Im Parlament sollte die Form gewahrt werden. Man sollte beim ,Sie‘ bleiben, egal wie gut man sich kennt.“
Ausreißer sei der mittlere Sohn Carsten (44). „Wenn ihr euch engagiert, muss ich das nicht auch noch“, habe er immer gesagt – bis er im Schützenverein und im Schachverein Verantwortung bis hin zum Landesvorstand übernommen habe. Geschockt hat Carsten seinen Vater, als er vor drei Jahren bemerkte: „Ich kann beim besten Willen nicht mehr CDU wählen“. Der Junior war nach Bayern umgezogen.
„Obwohl wir eine sehr politische Familie sind, haben sich politische Themen immer aufs Frühstück beschränkt“, so Cleve. Manchmal rede er nach einer Sitzung noch mit Andreas oder mit seiner Frau darüber. „Gleich ins Bett kann ich sowieso nicht. Ich trinke gern noch in Ruhe ein Bier, wenn ich heimkomme“, verrät er. „Vor allem, wenn ich mich geärgert hab’.“ In solchen Momenten vermisse er die alte Sitte, sich nach der Sitzung mit anderen Stadtverordneten noch auf ein Bier zusammen zu setzen. Ursache des Ärgers seien meist nicht Meinungsverschiedenheiten, sondern der menschliche Umgang miteinander im Parlament. „Es gab gerade in den ersten Perioden harte Phasen, in denen deutliche Worte gesprochen wurden“, erinnert sich Cleve. Aber: „Persönliche Angriffe, wie sie in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, sind mir zuwider und bestimmt nicht der richtige Weg.“ Es seien Einzelpersonen, die auf diese Weise das Arbeitsklima negativ beeinflussten.
Dennoch habe er versucht, die Sitzungsleitung „locker“ zu gestalten. Cleve: „Ich habe mich immer gefreut, wenn neben Ortsbeiräten und Parteimitgliedern Menschen da waren, die ich nicht kannte.“
Mit Rügen gegen Stadtverordnete sei er sparsam umgegangen, habe sie „nur in krassen Fällen ausgesprochen“ – auch gegen eigene Parteifreunde. „Ich habe mich bemüht, neutral zu sein“, versichert Cleve. Doch nicht nur daran habe es gelegen, dass er manchmal Wortmeldungen aus der CDU übersehen hat. Für einen Lacher habe er gesorgt, als er auf eine Beschwerde Kurt Liebermeisters antwortete: „Entschuldigung, aber ich bin auf dem rechten Auge blind.“
Seine erste Augenoperation war schuld daran, dass er bei seiner ersten Wahl zum Parlamentschef im April 2001 mit Abwesenheit glänzen musste. Dennoch ging alles glatt. Als Höhepunkte von Parlamentssitzungen habe er immer die Ernennung von Feuerwehrleuten und die Auszeichnung von Unternehmen als „Partner der Feuerwehr“ empfunden, „weil diese Frauen und Männer ebenfalls ihre Freizeit und sogar ihre Gesundheit in den Dienst für die Allgemeinheit einbringen“.
Langweilig werde es ihm nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament nicht werden. „Ich hab’ noch genug Ehrenämter“, sagt er. Was rät er den Mandatsträgern? „Weniger Verbissenheit und persönliche Angriffe, das täte der politischen Arbeit gut. Manche Dinge muss man auch mal heiter sehen.“