Ganz leicht fiel ihm die Entscheidung nicht: Zum 1. Juli hört Thomas Bier (56) als Stadtbrandinspektor bei der Karbener Freiwilligen Feuerwehr auf. 15 Jahre lang hat er sich notfalls Tag und Nacht ehrenamtlich als Brandschützer an vorderster Front engagiert. Nun freut er sich darauf, wieder etwas mehr Freizeit zu haben.
Karben. Für Thomas Bier ist die Arbeit bei der Feuerwehr fast wie ein zweiter Job. „Tagsüber bin ich bei der Firma Esab in Karben. Wenn ich dort fertig bin, beginnt die Arbeit als Stadtbrandinspektor“, erzählt der 56-Jährige. Wie viele Stunden er in der Woche als Chef der Karbener Freiwilligen Feuerwehr leistet, weiß er gar nicht genau. „Ich mache ja immerhin schon einen Teil der Arbeit zu Hause, damit mich meine Lebensgefährtin Marina Meisinger wenigstens noch sieht“, sagt er.
Es ist nicht allein damit getan, bei einem Einsatz dabei zu sein. „Es gehört viel Verwaltungsarbeit dazu“, erklärt er. Wie zum Beispiel Einsatzberichte zu schreiben. Oder nachzusehen, wer von den Freiwilligen an welchen Tagen einsatzbereit ist, um Alarmpläne auszuarbeiten, die bei der Leitstelle hinterlegt sind – und das für sieben Stadtteile. Auch die Ausbildung der Feuerwehrleute hat Bier stets im Blick. „Wenn wir nicht richtig ausgebildet sind, können wir unsere Arbeit nicht machen“, sagt er.
Einsätze ändern sich
Als Leiter der Karbener Feuerwehr ist Bier neben der Einsatzabteilung auch für die Kindergruppen, die Jugendwehr und die Alters- und Ehrenabteilung zuständig. „Ich koordiniere die Einsatzbereitschaft, die Geräte und bin auch Berater für Brandschutz. Der Stadt stehe ich ebenfalls beratend zur Seite“, erzählt Bier.
Für Einsätze, Schulungen und Lehrgänge wird er beruflich von seinem Arbeitgeber freigestellt. Wird Bier durch die Rettungsleitstelle in Friedberg alarmiert, kann er je nach Schadensbild entscheiden, ob seine Anwesenheit vor Ort notwendig ist. Damit er nicht erst zu „seiner“ Feuerwache – in seinem Fall ist es Mitte – fahren muss, hat er den Kommandowagen. „Der Vorteil ist, dass ich vor dem Löschzug vor Ort bin, mir einen Überblick über die Lage verschaffen und entsprechend Anweisungen an das Team geben kann.“
Die Aufgaben der Feuerwehr sind über die Jahre gewachsen. „Es sind heutzutage andere Bedingungen als früher. Es gibt Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Da muss man erst einmal schauen, wo Gefahren lauern“, erzählt Bier. „Auch an den Häusern ändert sich viel. Dass eine Fassade brennt, hätte es früher nicht gegeben. Das liegt an der Dämmung“, sagt der scheidende Stadtbrandinspektor.
Im Käfer auf Tour
Er kam einst, im Alter von 25 Jahren, durch Bekannte zur Kloppenheimer Feuerwehr. „Mich hat damals in erster Linie die Technik und deren Umsetzung bei der Feuerwehr interessiert“, sagt der Maschinenbauingenieur.
Dreimal ist er bereits als Stadtbrandinspektor ins Amt gewählt worden. Zuvor hatte der 56-Jährige den Posten als Stellvertreter inne. „Der aktive Dienst endet mit 60 Jahren. Die Amtsperiode geht aber über fünf. Um das zu schaffen, müsste ich einen Gesundheitscheck absolvieren, um eine Genehmigung zu bekommen, länger im Amt bleiben zu dürfen“, erklärt er. Daher hat er beschlossen, dass es für ihn an der Zeit ist, aufzuhören.
Neben Wehmut schwingt aber auch Freude über die zurückgewonnene Freizeit mit. In Biers Garage schlummern zwei VW-Käfer. Der eine stammt aus dem Jahr 1974 und ist rot lackiert, der zweite von 1977 in Blau als Cabrio. „Der ältere ist gerostet und fährt nicht, da müsste einiges gemacht werden“, sagt Thomas Bier. Mit dem Cabrio hat der gebürtige Frankfurter schon Spritztouren hinter sich.
Außerdem möchte er mehr Zeit mit seiner Lebensgefährtin verbringen. „Sie fährt gerne Fahrrad, da wollen wir auch ein paar Touren machen“, sagt Bier. Der aktiven Feuerwehr bleibt er aber erhalten.