Der Turnverein Bad Vilbel kommt einfach nicht zur Ruhe: Nun gibt es Stress in der Handballabteilung. Das beweisen E-Mails, die dieser Zeitung zugespielt wurden.
Bad Vilbel. Die Vorwürfe sind hart. „Intrigen gegen meine Person sowie der Habitus eines Teils des Vorstandes“: So begründet Ingo Hohn, ehemaliger Kassenwart der Handballabteilung des TV Bad Vilbel, in einer dieser Zeitung vorliegenden E-Mail seinen Rücktritt, den er kurz vor der Jahreshauptversammlung am 23. Februar einreichte.
Dass es innerhalb des Vereins Streitereien gab, ist kaum auszuschließen, was genau jedoch vorgefallen ist, dazu schweigen alle Beteiligten. Selbst Ingo Hohn äußert sich nun verhalten. „Es überrascht mich, dass diese E-Mail nach draußen gelangt ist, war sie doch nur intern für die Handballer bestimmt, keinesfalls für die Öffentlichkeit“, zeigt er sich bei einem Telefonat überrascht, als er mit den Inhalten der E-Mail konfrontiert wurde.
„Natürlich war ich mit der Situation unzufrieden“, gibt er zu. „Da spielt persönliches Empfinden mit rein, natürlich ist man enttäuscht, wenn so etwas passiert. Doch was genau passiert ist, das gehört eben nicht in die Zeitung, sondern vereinsintern diskutiert“, blockt er sämtliche Versuche ab, herauszufinden, was genau vorgefallen ist.
Keiner sagt etwas
Weniger bedeckt äußerte sich indes ein anonym bleibendes Mitglied des Vorstandes der Handballabteilung des TV Bad Vilbel, das für den Versand der E-Mail verantwortlich ist und dazu eine persönliche Erklärung abgab. Demnach geschah der Rücktritt Ingo Hohns vor allem aufgrund interner Querelen sowie der geplanten Wahl eines neuen Kassenwartes: Rainer Ackermann. Dessen Wahl wurde laut dem Vorstandsmitglied hinter dem Rücken Hohns vorbereitet. Als Hohn davon erfuhr, reichte er seinen Rücktritt ein. War das ganze also nur ein Streit um Posten im Vorstand?
Initiatoren dieser Umstrukturierung des Vorstandes sollen laut dem anonymen Mitglied der Vorsitzende und der Kassenwart des Hauptvereins TV Bad Vilbel, Wolfgang Schmidt und Armin Weiss, sein. Welches Ziel die beiden damit verfolgen, bleibt zunächst unklar, bekannt ist jedoch, dass mit Rainer Ackermann der Bruder des langjährigen Schriftführers Klaus Ackermann in den Vorstand gewählt wurde. Ackermann gilt laut dem Vorstandsmitglied als „enger Freund“ von Schmidt und Weiss.
Schmidt schweigt
TV-Chef Wolfgang Schmidt will sich dazu nicht äußern. „Das ist eine interne Angelegenheit der Handballer, von der ich auch nichts weiß“, beteuert er. „Die E-Mail ist mir ebenso unbekannt wie die darin genannten Vorwürfe.“, sagt er. Noch kürzer angebunden ist der damalige Abteilungsleiter der Handballer, Thomas Niekler: „Ich sage dazu gar nichts.“
Die Handballer des TV gehören zweifellos zu den erfolgreichsten Abteilungen des Vereins. Einen Mitgliederschwund, wie er in vielen anderen Vereinen zu spüren ist, gibt es hier kaum. Von den Herren bis zur G-Jugend sind noch alle Altersgruppen vertreten, das vor einigen Jahren aufgetretene Nachwuchsproblem scheint sich zu lösen. Außerdem stemmen die Handballer mit der Musicalnacht im Kultur- und Sportforum Dortelweil einmal im Jahr eine Veranstaltung, die viel Geld für die Vereinskasse einbringt, das der Verein dringend braucht und seinen Handballern zu verdanken hat.
Grund für die Umstrukturierung – denn mit Johannes Heib wurde in der Jahreshauptversammlung kurz darauf auch ein neuer Abteilungsleiter gewählt – könnte indes auch etwas ganz anderes sein als persönliche Streitereien innerhalb des Vereins. Denn seit Ende vergangenen Jahres hat sich ein Konflikt des Traditionsvereins mit dem Dortelweiler Verein Fun-Ball verschärft.
Für die Zukunft
Insbesondere geht es dabei um den Quellenpark, den beide Vereine für sich beanspruchen. Fun-Ball hatte sich mit dem Bau eines Multifunktions-Sportzentrums im Neubaugebiet ins Gespräch gebracht. Der TV Bad Vilbel drohte den Kürzeren zu ziehen. Gespräche unter Vermittlung von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) über eine Kooperation der Vereine im Quellenpark scheiterten.
Aufgrund der schwierigen Situation vieler Vereine in Bad Vilbel schien dies für den TV Bad Vilbel wie ein Kampf David gegen Goliath. Selbst in Kooperation mit anderen Vereinen ist es dem TV nicht möglich, das Zentrum ohne die Fun-Baller zu errichten. Die Dortelweiler hingegen können das sehr wohl alleine – und werden es nun wohl auch tun.
„In Anbetracht der angestrebten Beteiligung des TV Bad Vilbel an dem geplanten Bau des neuen Sportzentrums sollen wohl die Kräfte gebündelt werden, um negative Publicity zu vermeiden“, mutmaßt auch das anonyme Vorstandsmitglied. Ziel sei wohl also auch eine personelle Neuaufstellung der Abteilung angesichts der drohenden Herausforderungen der Zukunft. Dass es nun aber mit voller Kraft vorangeht, davon ist Hohn überzeugt. „Der neue Vorstand ist kompetent. Ich glaube, dass er gute Arbeit leisten.“