Bad Vilbel. „Wie lange brauche ich, um den Vilbeler SPD-Vorsitzenden Udo Landgrebe für die CDU zu gewinnen?“ Diese rhetorische Frage hielt Landtagspräsident Norbert Kartmann dem Vorsitzenden der Bad Vilbeler Senioren Union, Willi Spriestersbach, entgegen. Jener nämlich hatte in einer Gedenkveranstaltung zu 60 Jahren Grundgesetz gefragt, weshalb die CDU in großer Besetzung „hier unter sich“ sei und nicht angesichts der Wahlen für Europaparlament und Bundestag an die Öffentlichkeit gehe.
Kartmann plädierte dafür, die eigenen Leute in ihrer politischen Haltung zu motivieren. Der Verweis auf den Genossen Landgrebe sollte klarstellen, dass es wohl viel zu zeitaufwändig sei, Menschen zu gewinnen, die der CDU erwiesenermaßen fern stünden.
So war die Veranstaltung im großen Kurhaus-Café auch angelegt. Die relativ kleine Runde war prominent besetzt. Von Landtagspräsident Norbert Kartmann und dem bekannten Vilbeler Spriestersbach war bereits die Rede. Prominente Rednerin war die CDU-Kreisvorsitzende Lucia Puttrich. Im Publikum der 90-jährige Nestor Alfons Bachmann aus Karben, die ehemalige Europaabgeordnete Ursula Braun-Moser, Vilbels Ehrenvorsitzender Rudolf Henrich, Stadtverordnetenvorsteher Manfred Cleve, Erster Stadtrat Jörg Frank und andere.
Bei heißen Würstchen und Getränken, für die der Erste Bürger der Stadt, Manfred Cleve, höchstpersönlich sorgte, kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Eingangs aber ging es ernst zur Sache. Kartmann, 1949 geboren und damit so alt wie das Grundgesetz, hielt eine staatsmännische Rede, in der er das Grundgesetz als den Lehrmeister der Deutschen bezeichnete, „der für die wunderbare Entwicklung der letzten 60 Jahre beitrug“ und hohe Zustimmung genieße. Mit der Festlegung auf ein demokratisches Staatswesen habe das in der Hitlerzeit in Verruf geratene Deutschland in der Welt wieder Akzeptanz erreicht.
Klare Gewaltenteilung, klare Verantwortlichkeiten, Unabhängigkeit der Justiz zeichne diese Demokratie aus. „Auf dieses Grundgesetz können wir mit Recht stolz sein“, sagte Kartmann. Der Kreisvorsitzenden Lucia Puttrich aus Nidda war vorbehalten, die Mitglieder auf die wichtigen Wahlen dieses Jahres einzustimmen.
Die Europawahl am Sonntag, 7. Juni, sei wichtig, denn 70 Prozent aller Gesetze mache die Europäische Union, aber es sei, wenn überhaupt, nur mit einer Wahlbeteiligung von 30 Prozent zu rechnen. Die EU werde häufig kritisiert. Aber wenn jemand etwas nicht passe, müsse er einfach zur Wahl gehen. Zur Bundestagswahl am 27. September sagte Puttrich, es stelle sich die Systemfrage. Die CDU stehe für das bürgerliche Lager und die bewährte Soziale Marktwirtschaft, die Linke hingegen wolle ein anderes System.