Ein größerer mehrstündiger Polizeieinsatz hat sich vorige Woche am Mittwoch, Donnerstag und Freitag in der Bad Vilbeler Parkstraße abgespielt. Ein offenbar nur zeitweise leerstehendes Haus neben dem Hotel am Kurpark wurde durchsucht. Und die Beamten wurden fündig.
Bad Vilbel. Laut Polizeisprecherin Sylvia Frech war das Hessische Landeskriminalamt für einen Einsatz in der Bad Vilbeler Parkstraße 18 und 18a zuständig. LKA-Pressesprecher Christoph Schulte sagte auf Anfrage, in dem Haus werde eine größere Indoor-Plantage für Canabis-Anbau sichergestellt.
Ein gutes Dutzend Ermittler des Hessischen LKA – die Spurensicherung erfolgte teilweise in Schutzanzügen und mit Atemschutzmasken – war am Nachmittag dabei, offenbar gefundenes Material aus dem Haus abzutransportieren.
Wie die Wetterauer Zeitung und die Bad Vilbeler Neue Presse auf Nachfrage bei Oberstaatsanwältin Nadja Niesen, Pressesprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, erfuhr, seien am Mittwochabend drei Männer aus Bad Vilbel in der Parkstraße festgenommen worden. Gegen sie sei ein Verfahren wegen unerlaubten Anbaus und Handels mit Cannabis eingeleitet worden. Unter den Männern sei ein deutscher Staatsangehöriger. Des Weiteren seien zwei wohnsitzlose Männer aus Serbien am Anbau beteiligt gewesen. Sie seien dem Haftrichter vorgeführt worden, der am Freitag Haftbefehl erlassen hat.
Vor Ort waren auch mehrere Bad Vilbeler Feuerwehrleute und Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. Sie waren mit einem Stromaggregat vor Ort, leuchteten das Haus aus und trugen bei ihrem Einsatz ebenfalls Schutzanzüge.
An dem Haus stand bis vor einigen Wochen eine Infotafel, dass dort neue Eigentumswohnungen im modernen Stil entstehen sollen. Das Schild wurde unterdessen allerdings entfernt. Alle Fenster sind verschlossen, man kann nicht hineinsehen. Im Dachgeschoss des Hauses sind zwischenzeitlich große Scheiben eingebaut worden. Einer der LKA-Beamten sagte, der Standort für eine solche Cannabis-Plantage habe die Ermittler überrascht, da man so etwas in einer Wohngegend nicht erwartet habe.
Aufwendiger Einsatz
Als „sehr aufwendig“ bezeichnet der Leiter der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) den Einsatz. Aus Sicherheitsgründen will er nicht namentlich genannt werden.
Die GER ist eine Abteilung des Landeskriminalamtes Wiesbaden und besteht aus Mitarbeitern der Kriminalpolizei und des Zolls. Nach einem anonymen Hinweis und monatelangen Recherchen hatten zunächst Beamte des Rauschgiftdezernats bei der Friedberger Kriminalpolizei am Mittwochabend drei Männer festgenommen, „die dort gelegentlich auch gewohnt haben“, so der GER-Chef. Bei einem der Festgenommenen handelte es sich laut der Pressemitteilung des Landeskriminalamtes (LKA) vom Freitag um den Hauseigentümer. Die mutmaßlichen Täter sind nach Angaben des LKA 45 und 57, der Hauseigentümer 39 Jahre alt.
Handwerk beherrscht
Am Donnerstagmorgen rückten diverse Fahrzeuge des LKA mitsamt Lastwagen und einem Kleinbus mit Anhänger an. Der Leiter der GER erklärte den Ablauf des Einsatzes: Zunächst erfolge die Dokumentation mittels Kamera, der Tatort werde analysiert, die Spuren gesichert. Im Rahmen der Beweissicherung seien auch Pflanzenproben sichergestellt worden.
Ausgerüstet mit vollen Schutzanzügen gingen die Beamten der GER und der Friedberger Kripo sowie rund zehn Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel ins Haus, schnitten die Pflanzen ab und packten sie in Säcke. Während des Einsatzes belüftete die Feuerwehr die alte Villa, aus der ein markanter Geruch strömte.
Fenster verhängt
Diejenigen, die diese Plantage angelegt hatten, verstanden offenbar ihr Handwerk. „Für die Pflanzen herrschten in dem Haus optimale Bedingungen“, sagt der GER-Leiter. Dazu sei ein System aus Beleuchtung, Belüftung und Bewässerung angelegt worden. „Im ganzen Haus sind Schläuche verlegt worden.“ Außerdem seien sämtliche Fenster verhängt worden. Mit Hilfe dieses Systems sei ein feucht-warmes Klima erzeugt worden. Die Pflanzen seien zwischen 1,50 bis 1,80 Meter hoch. Die mutmaßlichen Täter hätten „Pflanzen mit hohem Wirkstoffgehalt“ gezüchtet. Die Spitzen seien voller Dolden gewesen.
Parkstraße gesperrt
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Frankfurt hätten diese Pflanzen rund 100 Kilo Rauschgift ergeben. Während Niesen, die Zahl der gefundenen Pflanzen zunächst auf rund 3800 bezifferte, korrigierte der Sprecher des Landeskriminalamtes, Christoph Schulte, nach der Zählung im Lkw die Zahl auf etwa 2500 nach unten. Papiersäcke mit den Pflanzen wurden zwecks Beweissicherung zunächst in einen Anhänger gepackt, danach auch die zerstörte Plantagenanlage in einen großen Lastwagen. „Heute wird zunächst das Rauschgift abtransportiert“, sagte der Leiter. Bis in die Nacht waren die rund 20 Kräfte damit beschäftigt. Die Vilbeler Wehr leuchtete den Tatort aus.
Am Freitag wurde die Parkstraße zeitweise voll gesperrt, weil ein Übersee-Container dort aufgestellt werden musste, der mehrmals mit Teilen der Anlage befüllt wurde. Und zwar mit den gesamten Beleuchtungs-, Belüftungs- und Bewässerungssystem aus dem Haus.