Karben. „Was kostet die Fahrt mit Sondertarif nach Burg-Gräfenrode?“, fragte am Bahnhof Groß-Karben eine verschleierte Frau den auf Kundschaft wartenden Taxifahrer Udo Backes. Es war kurz nach 21 Uhr. Die S-Bahn aus Frankfurt war soeben am Bahnhof eingetroffen. Zahlreiche Fahrgäste eilten aus der Unterführungen zu ihren Privatfahrzeugen auf dem Park-and-Ride-Parkplatz oder zu dem letzten an diesem Abend noch am Busbahnhof haltenden Bus. Ein paar der eben Eingetroffenen gingen aber auch gezielt auf die beiden Taxen zu, deren Fahrer geduldig auf die Fahrgäste warteten.
Udo Backes, einer der beiden wartenden Taxifahrer an diesem Abend, wirft einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es ist kurz nach 21 Uhr – also Zeit für die Sonderregelung des AST-Verkehrs, dem Anruf-Sammel-Taxi. Denn die beginnt wochentags um 21 Uhr, wenn die Buslinien 7 und 26 nicht mehr fahren.
„Zwei Euro pro Person. Das Kind und der Kinderwagen sind frei“, antwortet er den drei Frauen und öffnet die Tür zum Einsteigen. Die zwei Euro im Taxi werden als Komfortzuschlag wie in der 1. Klasse in der Eisenbahn definiert, denn durch die geringe Fahrpreiszuzahlung zu dem normalen Bahn- oder Busticket wird der Fahrgast innerhalb der Karbener Stadtgrenzen bis zu seinem individuellen Fahrziel, also bis zur Haustür gefahren. Eine Fahrt, die ohne den AST-Verkehr normalerweise zwischen 10 und 15 Euro kosten würde. Nachdem die drei Frauen und das Baby im Auto Platz gefunden haben, nennt eine von ihnen das Fahrtziel in Burg-Gräfenrode. „Möglich ist aber auch, dass jeder Fahrgast zu einer anderen Straße möchte“, erklärt Backes. Das AST-Taxi soll schließlich in der Zeit, in der innerhalb Karbens keine Busse mehr fahren, den öffentlichen Nahverkehr zu bezahlbaren Tarifen ersetzen.
Nach seiner Rückkehr zum Bahnhof wartet dort bereits die nächste Kundin am Taxistand. „Ich bin auch mit der 21 Uhr S-Bahn aus Frankfurt gekommen“, beginnt sie gleich das Gespräch und zeigt ihre Monatskarte für die S-Bahn vor. Für die 26-jährige Jasmin Javed ist die Einrichtung des AST-Taxis inzwischen schon zur Gewohnheit geworden. „Ich arbeite im Schichtdienst am Frankfurter Flughafen. Und wenn ich Spätdienst habe, nehme ich regelmäßig das Taxi, denn bis zu meiner Wohnung in Groß-Karben ist es mir nachts einfach zu weit“, erklärt sie.
„Man kann die Fahrgäste eigentlich in zwei Kategorien einteilen“, erzählt Backes von seinen Erlebnissen während des AST-Verkehrs. „Am frühen Abend kommen die Berufstätigen. Die sind meist ruhig und mit sich selbst beschäftigt. Mit den späten S-Bahnen kommen dann in der Regel die Kneipengänger. Und die reden, reden und reden“, stellt Backes amüsiert fest. Beschwerden gibt es hin und wieder auch mal. Meistens dann, wenn vier Gäste, die sich nicht kennen, den AST-Service nutzen wollen und deshalb gemeinsam im Taxi Platz nehmen müssen. „Dann murrt schon mal einer, dass es doch recht eng sei“, sagt Backes.